3 von 5
Anonym
01. Februar 2021
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
2,0 von 5
Zwei barocke Orgeljuwelen fürs Feine - die große Orgel fürs Grobe ?
wenn ich mit dem Booklet anfange, dann deswegen, weil der Autor Wolfgang Theobald als Restaurierungsleiter die beiden Chororgeln bis 2012 betreute und ihnen zu neuem, frischen Klang verhalf. So ist das Heftchen für Orgelfreunde der bedeutentste Teil der Edition, weil höchst kompetent - meine Leseempfehlung ein unbedingtes Muss.
Die beiden Organisten sind sehr versiert und tragen die Stücke wirkungsvoll, manchmal etwas behäbig, vor. Die Auswahl der Stücke scheint geprägt von der Suche nach Notenstoff, so als gäbe es keine Solerkonzerte oder Duette von C. Ph. E. Bach. Stattdessen eine langatmige, schwebungsgeplagte "Ave verum"-Version: überflüssig. Warum der langsame Oboenkonzertsatz von J.S.B. eine Soloflöte statt eines Zungenregisters erhält, ist schleierhaft. Dagegen bereichern die Pasquinisonate und das von Hermann Keller vollendete Bachfragment BWV 573 das Repertoire ungemein.
Registrierungsdefizite gibt es für das Händelkonzert und leider auch für die C-Dur Kirchensonate.
Zur Aufnahmequalität: das Klangbild ist zwar ausgeglichen, es fällt aber auf, daß der Toningenieur fast völlig auf die Möglichkeit
verzichtete, den durch die Anordung als Epistei- und Evangelienorgel im Chorraum gegebenen "barocken" Stereoeffekt aufzu-
zeichnen. Sollte jemand die Vinylplatte von 1970 mit Krumbach und Opp besitzen, dann ist der Vergleich im Bezug auf Registrierkunst und Räumlichkeit echt hörenswert.