4 von 5
Anonym
26. Mai 2022
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Perlen und Routiniertes
Erstes großes Verdienst dieser Veröffentlichung zum César Franck-Jahr: die Vollzähligkeit aller erreichbaren Orchesterstücke des Komponisten. Zweites Verdienst: die Erstaufnahme des Mittelstücks, das die Großabschnitte von Rédemption in deren Erstfassung miteinander verband. Es ist ein bewegter der Sonatenform angenäherter Satz mit überraschenden, an den Oratorienkontext anknüpfenden Schlußwendungen. Unbedingt hörenswert! Drittes Verdienst: die vielleicht schönste, in den Proportionen ausgehörteste Einspielung der sinfonischen Variationen. Entgegen dem überschnellten Musizierstil beim Schwesternwerk, den Djinns, sehr viel der gebotenen Ruhe. Der Wilde Jäger dann wieder auf Virtuosität getrimmt, in sich selber immerhin klug proportioniert. Der Gesamteindruck kühl, dem Vorurteil Vorschub leistend, wonach Francks Musik sehr "intellektuell" sei.
Vom Rest seien die ersten beiden Drittel der Psyché hervorgehoben, bei denen das Ausleuchten der Mittelstimmen erfrischende Einblicke in Francks grandiose Polyphonie eröffnet. Psychés Leiden sind dem Dirigenten dagegen keinerlei gestalterische Mittel wert und den hymnischen Ausklang sieht er offenkundig als ordinären Rausschmeißer. Die Sinfonie ist wie fast immer zu geradeaus und vor allem in Mittel- und Schlußsatz "bedeutungslos" flott musiziert. Überhaupt überwiegt in vielen der Interpretationen eine Tendenz zum Akademischen und Überschnellen.
Gemischte Eindrücke, wegen der Raritären und Einzelperlen dennoch unbedingt bedankenswert.