4 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
22. November 2017
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Debussy-Impressionen
Seong-Jin Cho, Gewinner des letzten grossen Chopin-Klavier-Wettbewerbs 2015, dessen Warschauer Album (Preludes, Sonate) der DGG überzeugend sensibel formuliert, jedoch noch etwas zu verhalten-feinsinnig und vorsichtig artikuliert klang, gab eben sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern unter Simon Rattle mit dem Ravel-G-Konzert und spielfreudig pianistischem Aplomb und musikalisch klangschöner und wenig auftrumpfender Gestaltung.
Ein (Klavier-)Klang-Ästhet, der mit sensiblem Anschlag pointiert, leise und ohne laute Grobheiten auch durchaus rasant aufspielen kann. Vor allem ließ dabei seine Debussy-Zugabe, 'Reflets dans l'eau'(Images-I) aufhorchen. Die harmonisch fein-liquiden Ton-Reflexe bot Cho pianistisch transparent, musikalisch sinnvoll klar phrasiert und luzid, fast wie hingetupft.
Sein neues, erstes Studio-Debussy-Album mit allen 'Images' u.a. bestätigt diesen live-Eindruck ebenso befriedigend, wie es nur ein jugendlich-frisches Debut kann, als ein über lange Jahre erprobt-ausgetüfteltes Spiel.
Dabei ist auch hier manches noch eher zaghaft konturiert und touchiert angedeutet, als so klar wie von Gieseking, Michelangeli, Beroff, Ciccolini formuliert.
Dennoch überzeugt mich Chos Debussy-Sicht- und Spielweise umso mehr durch seine subtil abgestimmte Anschlagskunst, die wenig klang-atmosphärisch und pedal-vernebelt, sondern luzide-transparent und ohne artikulatorische Härten insgesamt primär verdeutlicht, was Debussy als 'Nicht-Impressionismus' meinte und als hochgradig nuancierte und differenziert austarierte Klanggestalten komponiert und verstanden hat - annähernd impressionistisch erscheint dann allenfalls die vom Pianisten eindeutig beim Zuhörer bewirkte Assoziation.
Ein wirklich erfreuliches Debussy-Debut.