3 von 5
Reprise
13. Mai 2020
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Spröde
Ich gehe bei meiner Bewertung, die so in toto zwischen drei und knapp vier Sternchen schwankt, nur kurz auf die Details ein. Die wunderbaren Concerti op.6 von Händel legt die in meinen Augen etwas zu klein besetzte Akademie für Alte Musik in einer Aufnahme vor, die passagenweise recht aseptisch und, wenn man so will, auch spröde daherkommt. Der Musik hier fehlen ein wenig Charme und Zwischentöne - sowohl in rhythmischer als auch in melodischer Hinsicht. Das liegt nicht nur an der extrem trockenen Aufnahmetechnik, sondern auch am Zugriff des Ensembles selbst. Technisch ist da alles gewohnt blitzsauber, da lassen sich die Berliner nichts vormachen. Und es gibt Sätze, da hört man Mittelstimmen und Finesse heraus, die bei vielen anderen Einspielungen schlichtweg überspielt werden. Da setzt einen das Ensemble als Hörer gebannt auf die Stuhlkante. Aber das spielerische Moment, die agogisch-federnde Nuancierung und die vielen melodischen Genussmomente Händels bekommen hier für meinen Geschmack zu wenig Licht und Luft zum atmen, denn das Interpretationskorsett der Akademie hatte wohl zum Ziel, den vielgespielten Concerti Händels alles ostentativ Gefällige von vornherein auszumerzen. Dabei ist man leider da und dort am Ziel vorbei geschossen. Flott sind sie hier durchaus geraten die Stücke - aber eben etwas preussisch flott. Da hat mich sogar die inzwischen auch schon wieder betagte Aufnahme des Orpheus Chamber Orchestra auf modernen Instrumenten seinerzeit mehr überzeugt oder Goebels noch recht junge Aufnahme bei Hänssler mit den Berliner Barock Solisten.