5 von 5
jommelli
Top 50 Rezensent
09. November 2018
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Spektakulär!
Das vorliegende erste Solo-Album des jungen Countertenors ist darum so besonders, da der Sänger auf äußerlich virtuose Bravourarien verzichtet und sich ganz der subtilen, aber keineswegs weniger anspruchsvollen Kunst der Sakralmusik des Settecento widmet, die freilich auch an manchen Stellen opernhafte Züge tragen kann. Was Orlinski hier an technischer Perfektion und sensibelster Gestaltungskunst leistet, ist auch ohne wilde Koloraturketten und große Sprünge schlichtweg spektakulär. Seine klare und doch volle Altstimme reicht mühelos bis in die mittlere Sopranlage, ohne dass der Sänger von dieser Gabe irgendwelchen vordergründig eitlen Gebrauch machen muss- alles fließt scheinbar mühelos und selbstverständlich zur exakt richtigen Zeit aus der Kehle. Es ist bemerkenswert, dass die Produzenten den Mut hatten, ein derart anspruchsvolles und eher für Kenner alter Musik zugängliches Programm zu veröffentlichen, doch das künstlerische und klangliche Ergebnis spricht für sich und verweist die jüngsten Alben namhafterer Countertenöre wie Fagioli und Sabadus auf die Plätze. Ob es die richtige Entscheidung des auch als Breakdancers arbeitenden Sängers war, sich in einem Album mit geistlicher Musik mit freien Oberkörper (der freilich ähnlich makellos wie seine Stimme erscheint) ablichten zu lassen, bleibe dahingestellt. Musikalisch jedenfalls ist diese CD ein Ereignis der Extraklasse und dürfte die bereits sehr positiv angelaufene Karriere Orlinskis weiter voranbringen. Fünf Sterne auch für die sensible und temperamentvolle Begleitung des Originalklangensembles.