3 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
27. Oktober 2010
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
wang als piano-paganini
yuja wang, der neue 'universal'-star beim gelblabel, spielt so 'leichterhand musik, die andre eher einschüchtert' und erringt sogleich mit ihrem neuen, zweiten cd-recital 'transformation' höchste beachtung wie 'aufnahme des monats' im july-gramophone, so dort zu lesen.
obendrein ist sie durch abbados dirigat des prokoviev-konzerts beim lucerne-festival geadelt;
und wenn nicht dort, wo sollte man noch mehr publizität erlangen?
da müssen sich all die andren new-shooter der piano-szene warm anziehen, wenn der scharfe konkurrenz-wind durch die marketing-etagen pfeift.
und die junge frau wang beweist wirklich wie mühelos, dass sie sog. 'virtuosenfutter' - zumindest spieltechnisch - gewachsen ist, auch all die 'kleinen noten' spielen kann mit aplomb, weshalb es manchmal im diskant etwas verklimpert-klirrend klingt.
steinway oder eine frage der aufnahmetechnik, jedenfalls ist das alles rein pianistisch durchaus erstaunlich rasant, für manche pr-leute gar atemberaubend.
auch musikalisch empfinde ich manches gleichermassen atemlos und unangemessen flink und ohne gescheite phrasierung akzentlos abgespult.
natürlich fehlt die lange vergleichende erfahrung und einsicht ins komponierte -
aber brahms eigene variationen des paganini-kunststückchens, sollten bei aller spielfreudigen emphase dennoch als brahms-spiele hörbar bleiben und nicht vom finger-akrobatischen
firlefanz der paganini-geige 'transformiert' werden.
als serösen, zugegeben grossen vergleich (neben michelangeli, richter live) möchte ich den damals noch jungen (und leider früh verstorbenen), hochvirtuosen julius katchen anführen, der brahms variationen bei schneller temponahme um so viel ausdrucksvoller und auch ungemein rhythmisch-nuanciert gespielt hat.
auch die scarlatti-zugaben klingen vergleichsweise beim alten horowitz gar nicht altherren-haft, sondern forsch und musikalisch mehr belebt.
wangs ist sicherlich eine höchst brilliant gespielte klavieraufnahme, technisch makellos, jedoch musikalisch wenig vielfarbig und m.e. künstlerisch überbewertet.