4 von 5
Anonym
02. September 2017
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Erinnerungen werden wach
Als dieser Don Giovanni Mitte der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in die Kinos kam, war ich als Jugendlicher von dieser Aufführung so sehr fasziniert, dass ich mir den Film drei oder vier Mal angeschaut habe. Nun habe ich ihn auf DVD erstanden. Ganz so begeistert wie damals bin ich heute nicht mehr. Das liegt aber weder an der Inszenierung, die man sich heute für so manches Opernhaus wünschen würde, noch an der exquisiten Sängerbesetzung und dem Spiel der Wiener Philharmoniker. Allein der Klang dieser inzwischen 63 Jahre alten Aufnahme entspricht in keiner Weise mehr den heutigen Anforderungen und Erwartungen. Vor allem in der Ouvertüre scheppert es gewaltig im Orchester, so dass ich mich veranlasst sah, den Tonregler nach unten zu fahren. Es ist mir ein Rätsel, weshalb man vor der Veröffentlichung die Tonspur nicht remastered hat. Es hätte dem Gesamteindruck gut getan. Allerdings muss ich zugeben, dass sich die Tonqualität im Verlauf der Oper etwas zum Besseren veränderte.
Ohne die Leistung der anderen Sängerinnen und Sänger auch nur im Geringsten schmälern zu wollen, muss ich doch Cesare Siepi in der Titelrolle hervorheben. Von der Stimme, der Mimik und dem Spiel ist dieser Bassist in all seinen Facetten einfach Don Giovanni. Ich weiß nicht, wie oft ich diese Oper im Laufe meines Lebens schon auf der Bühne gehört und gesehen habe. Aber mir fällt nur ein Sänger ein, der diese Rolle spielerisch und stimmlich ähnlich hervorragend verkörpert hat, und das war der damals noch junge französische Bass Roger Soyer, den ich einige Male in der Kölner Oper als Don Giovanni erleben durfte.
Trotz meiner Kritikpunkte kann ich den Kauf dieser Aufnahme als ein Zeitdokument, das musikalisch keine Wünsche offen lässt, jedem Interessierten empfehlen.
wf