2 von 5
Gylvana
06. Oktober 2013
Gesamteindruck:
2,0 von 5
Künstlerische Qualität:
2,0 von 5
Repertoirewert:
1,0 von 5
Familientragödie statt Don Juan
Personen:
Der Komtur
Donna Anna, Tochter des Komturs
Don Ottavio, Donna Annas neuer Verlobter
Zerlina, Donna Annas Tochter aus erster Ehe
Masetto, Zerlinas Verlobter
Donna Elvira, Donna Annas Cousine
Don Giovanni, Donna Elviras Gatte
Leporello, ein junger Verwandter des Komturs, der mit diesem unter einem Dach lebt.
Alleine diese Personenbeschreibung, die am Anfang des Films eingeblendet wird und auch im Booklet zu finden ist, dürfte jeden Kenner der Oper stocken lassen.
Die Handlung entspricht nicht mehr der ursprünglichen von Mozart, sondern ist eine gänzlich Neue, eine Art groß aufgemachter Familienkonflikt. Das geht bis dahin, dass das Finale nur von den anderen Familienmitgliedern fingiert ist, um Don Giovanni psychisch völlig fertig zu machen (wobei er schon vorher ziemlich am Ende ist).
Nun kann man unterschiedliche Ansprüche an eine Inszenierung haben. Diese hier ist durchaus als liebevoll und detailverliebt zu bezeichnen, auch einigermaßen konsequent (einige Ungereimtheiten ließen sich allerdings ob des beibehaltenen Librettos nicht verhindern) und gut verständlich.
Ich erwarte jedoch von einer Inszenierung des Don Giovanni – gerade einer unkonventionellen – dass sie mir das eigentliche Werk näher bringt, sei es, in dem sie neue Ebenen aufdeckt, gewisse (ungewöhnliche) Aspekte beleuchet usw. Dies fehlt hier jedoch vollkommen, es wird einfach ein anderer Inhalt gezeigt, der nichts mit dem eigentlichen Stück und häufig genug auch wenig mit der dazugehörigen Musik zu tun hat.
Dazu kommt, dass auch musikalisch diese Aufnahme eher zweiter Wahl ist. Langrées Dirigat wirkt auf mich langweilig und uninspiriert und mehr als einmal kann er die Stimmen nicht beisammen halten.
Bo Skovhus war für mich kaufausschlaggebend und erfüllt meine Erwartungen. Bis darauf, dass er darstellerisch hier natürlich einen komplett anderen Menschen herüber zu bringen hat, als in Mozarts Originalgiovanni, in dem ich ihn eigentlich sehen wollte. Der gelingt ihm jedoch sehr gut.
Kristine Opolais als Donna Elvira und Colin Balzer als Don Ottavio können überzeugen, Kyle Ketelsen als Leporello mit leichten Abstrichen im darstellerischen Bereich auch, Kerstin Avemo singt und spielt die Zerlina ordentlich. Marlis Petersen ist ein (weiterer) Tiefpunkt der Aufnahme, denn sie hat Probleme mit ihrer Partie, die sie durch Effekthascherei auszugleichen versucht.
Ein Lichtblick war für mich dagegen der sängerisch wie darstellerisch herausragende David Bizic als Masetto.
Fazit:
Sollte ich irgendwann noch einmal Lust auf eine Familientragödie bekommen mit (für solche Filme) guter Musik, so werde ich auf diese Aufnahme zurückgreifen. Wenn ich aber das nächste Mal Mozarts Don Giovanni hören und sehen will, dann definitiv auf eine andere.