5 von 5
Gylvana
16. September 2014
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Super!
Bei einer Inszenierung von Otto Schenk wird wohl niemand modernes Regietheater erwarten. Mir gefallen an dieser Inszenierung seine gekonnte und sehr detaillierte Personenführung. Sie wird ergänzt durch liebevolle und verschwenderische Bühnenbilder.
Kleibers Dirigat ist sehr gefühlvoll.
Von den Sängern hat mich am meisten Brigitte Fassbaender beeindruckt. Es gibt viele gute Interpretinnen des Octavian, doch bisher hat mir immer ein bisschen etwas gefehlt. Ich fand immer, dass der Junge neben der Marschallin, Sophie und/oder dem Ochs zu verblassen drohte. Fassbaender aber füllt ihn sängerisch wie darstellerisch völlig aus und verschmilzt mit der Inszenierung.
Für Jones dagegen ist ein Vergleich mit der Konkurrenz eher schädlich. Dennoch sollte man festhalten, dass auch sie schön singt und mit ihrer vielleicht etwas schwächeren Marschallin als gewöhnlich eine beachtenswerte Interpretation darbringt.
Die Tiefen sind Jungwirths Stärke nicht. Dies ist bei der Rolle des Ochs jedoch ein verbreitetes Problem, da muss schon ein Sänger wie Kurt Moll her. Jungwirth speziallisiert sich dagegen auf den komischen und aufgeblasenen Typen seiner Rolle, gibt ihm jedoch auch einen Tick echter Noblesse, was der Rolle gut tut.
Lucia Popp, eine ungewöhnlich schwache Sophie, die sich ihres Vaters und des Bräutigams tatsächlich nicht zu erwehren weiß, ist ebenfalls große Klasse.
Benno Kusche als lustiger Farninal sollte wohl ebenfalls noch erwähnt werden, alle anderen Sänger zu nennen wäre bei der langen Liste zu viel des Guten, aber sie sind durchweg sehr gut.
Insgesamt eine traditionelle Aufnahme von Strauss bekanntester Oper, in der einmal tatsächlich die Titelrolle im Mittelpunkt steht. Zurecht Legendär.