2 von 5
HL
30. April 2019
Gesamteindruck:
2,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Unbefriedigende Aussteuerung
Die Alpensinfonie von Richard Strauss ist ein Klangspektakel, das einem Orchester und seinem Dirigenten viel abverlangt. Karajan setzt das Werk interpretatorisch solide um.Bis zum Gletscher (Track 5) überzeugen der packende Zugriff, der transparente Orchesterklang und auch die Balance zwischen den verschiedenen Instrumentengruppen. Allein beim Aufstieg (Track 2) wirken die Streicher ein wenig zu präsent. Nach dem Gipfel (Track 6) geht es aber nicht nur bei der fiktiven (musikalischen) Wanderung, sondern auch beim Klangbild und bei der Interpretation bergab. Das Gewitter (und Sturm) bleiben eher uninspiriert. Das Orchester tobt zwar, aber der Klang wirkt derart kompakt und dynamisch beschränkt, dass sich bei mir wenig Hörgenuss einstellt. Vor wenigen Tagen war das bei einer im WDR ausgestrahlen Einspielung mit dem Bundesjugendorchester unter Ingo Metzmacher ganz anders.Da habe ich noch gestaunt, welche Register Strauss bei der Orchestrierung zu ziehen verstand. Noch unbefriedigender ist dann der viel zu laut ausgesteuerte Streichereinsatz im Sonnenuntergang (Track 10 ab Sekunde 18). Hier fehlt den Tontechnikern (und dem Maestro?) leider jedwedes Gespür für die Proportionen eines Gewitters und eines darauf folgenden Sonnenuntergangs. Muss man beim Gewitter den Ton lauter stellen, bekommt man jetzt Druck auf den Ohren und muss runterregeln. Es klingt geradezu künstlich, wie aus der Konserve. Derartige Eskapaden bei der Aussteurung sind einfach unnötig und für meinen Geschmack auch nicht zu verzeihen. Obwohl die Interpretation insgesamt durchaus befriedigend ist, kann ich diese CD nicht empfehlen. Dazu kommt der hohe Preis. Die Einspielung wurde 1981 erstmals bei DG veröffentlicht (diese Einspielung liegt auch mir noch vor) und sollte sich fast vierzig Jahre später im Jahr 2019 im Low-Price-Segement befinden.