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junkersdorf
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Alter:
Über 65
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Geschlecht:
Männlich:
10. September 2010
Lobenswerter Einsatz für einen Unbekannten
Weder in der 29-bändigen „MGG“ noch im gleichfalls 29-bändigen „New Grove“ taucht der Name Marcel Tyberg auf. Immerhin hatte sich in den 30er Jahren Rafael Kubelik als Dirigent von Tyberg's 2. Sinfonie für dessen Werk eingesetzt.
Die 3. Sinfonie, niedergeschrieben Ende der 30er Jahre, hat der Komponist, der 1944 im Todeslager von Auschwitz umkam, nie gehört. Es ist der „Foundation for Jewish Philanthropies“ und der Dirigentin JoAnn Fallata in Buffalo/USA zu verdanken, dass diese Sinfonie erstmals 2005 aufgeführt und auf CD eingespielt worden ist.
Zweifellos schaute dem Komponisten bei seinem Entwurf das sinfonische Erbe Gustav Mahlers über die Schultern und hält sich alles in der gewohnten Dur/Moll-Stimmführung. Aber die melodischen Einfälle und die eingesetzen Orchesterfarben vermögen den unvoreingenommenen Zuhörer zu überzeugen, zumal der Komponist sich von allzu anbiedernden Ohr-Schmeicheleien fernhält.
Das beigefügte Klaviertrio hält Vergleiche mit „Traditionalisten“ wie Gernsheim, Rheinberger, Reger, Goldmark oder Zemlinky durchaus aus.
Da beide Werke bezüglich der Interpretation und Klangqualität vorzüglich geraten sind, spricht angesichts des sehr günstigen Preises nichts gegen eine Anschaffung und man darf den Musikverlagen wie NAXOS, CPO, MDG, BIS, HYPERION u.ä. dankbar dafür sein, dass sie das Oeuvre an musikalischen Werken, die etwa zwischen 1900 und 1960 entstanden sind, so breit gefächert, musikalisch anspruchsvoll und vielfach auch äußerst preisgünstig dem interessierten Klassikhörer anbieten und damit viele „Kleinmeister“ endlich Gehör verschaffen.