4 von 5
gemi:re
11. November 2010
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
erfahrene beethoven kompetenz
es handelt sich hier keineswegs um eine unbedarft vermutete 'billig-produktion', sondern um lizenz-aufnahmen der emi-london mit dem amsterdamer concertgebouw orchester unter wolfgang sawallisch, dem weithin unterschätzten langjährigen generalmusikdirektor aus münchen, der viele staatsopern- und cd-produktionen respektabel verantwortete wie spätere aus london, philadelphia u.m.
ich möchte diesen späteren beethoven-zyklus dazu und zu den best-gelungenen zählen, weil er ohne exaltiertheiten, durchweg schlüssig phrasiert und akzentuiert, zudem zügig, z.t. durchaus forsch - also modern - und niemals altbacken pathetisch sich anbiedert.
zu meiner hier so 'preiswerten' überraschung kommt meine wertschätzung hinzu, dass sawallisch sich keine eigenwilligkeiten, keine 'interpretations-mätzchen' und effektvolle 'dynamisierungen' erlaubt.
er bleibt, bei allem schwung, im besten sinn neutral - und dies ist vielleicht der einzige, für 'schall-und-rauch'-süchtige ev.entscheidende 'nachteil' dieser einspielung -
ihr fehlt stellenweise der passionierte ausdruck, die emotionale ausdruckskraft.
allerdings: sawallisch beethoven-bild ist in sich stimmig und deshalb überzeugend wie wenige andre, die hist.-informiert-aufspielenden ausgenommen, da sie von andren voraussetzungen ausgehen und dementsprechenden ergebnissen kommen.
(ich schätze durchaus den frühen norrington-zyklus mit den london-classical-players und brüggens aus holland)
wenn allerdings die engl. 'gramophone' den unausgegorenen mitschnitt eines historisierenden bastards des selbst-herrlichen harnoncourt mit dem chamber-orch-of-europe,
live aus graz, auch klanglich kein juwel, als non-plus-ultra setzt, würde ich mich keinen moment scheuen, diesen ausbalancierten, klanglich überzeugenden amsterdamer beethoven mit sawallisch als hochklassige alternative zu nennen, neben wand, abbado, auch karajan.
wer einen brillant-preiswerten und musikalisch werkgerechten einstieg in die sinfonik beethovens sucht, wird hier erstklassig bedient und auch klangtechnisch nicht enttäuscht sein.