5 von 5
Alto
Top 100 Rezensent
03. April 2013
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Drei Könner
Es ist eine Binsenweisheit, dass Kammermusik umso diffiziler zu spielen ist, je kleiner die Besetzung ist. Beim Streichtrio wird zumal die Viola in höhere Register geschickt wird und bekommt noch einmal deutlich mehr zu tun als im Streichquartett, ist alles noch ein gutes Stück durchsichtiger und fragiler, kleine Fehler werden noch viel schneller hörbar.
Es braucht wirkliche Könner für solche Stücke, Virtuosen einerseits, Musiker, die ihren Partnern zuhören und diesen den Vortritt lassen können, andererseits; Musiker vom Kaliber eines Frank Peter Zimmermann, eines Antoine Tamestit und eines Christian Poltera zum Beispiel.
Bereits in der langsamen Einleitung zum Kopfsatz vom Op. 9/1 wird klar, was einen hier erwartet: makellose Intonation, delikates Dialogisieren, im weiteren Verlauf dann durchaus auch Beethovenscher Furor, starke Akzente, wo nötig Sforzati wie Peitschenhiebe, dabei eine überaus angenehme Artikulation und Phrasierung, die in einem Stück historisch informierter Aufführungspraxis und einem weitaus größeren Anteil großer musikalischer Erfahrung und einem ungeheuren Gespür für Klangsinn ihre Wurzeln hat.
Wie schon in ihrer hervorragenden, überaus hörenswerten Mozart-Einspielung gehen die Musiker sparsam, aber nicht asketisch mit Vibrato um, auch in den langsamen Sätzen "dicke Soße" vermeidend. Die Tempowahl wirkt durchgehend absolut angemessen, in den schnellen Sätzen durchaus flott bis sehr flott, aber nie überzogen (wann kämen diese Musiker allerdings an die hörbare Grenze des spielbaren Tempos?), in den langsamen Sätzen flüssig, aber mit genügend Raum fürs Kantable.
Klanglich können diese BIS-Aufnahmen, zumal die Mehrkanal-Spur, Sogwirkung auslösen. Diese Aufnahme hier strotzt vor Klangfülle bei klarster Durchsichtigkeit, die Instrumente sind anspringend direkt eingefangen, man fühlt sich wie am Aufnahmeort. Besondere Multichannel-Effekte gibt es nicht. Das Beiheft hält die üblichen Werkbesprechungen vor.
Auf die Fortsetzung mit den übrigen Beethoven-Trios darf man gespannt sein.