2 von 5
jommelli
Top 50 Rezensent
09. Februar 2014
Gesamteindruck:
2,0 von 5
Künstlerische Qualität:
2,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Große Enttäuschung
Ein junger Countertenor im Jahre 2014 hat es mit hochkarätiger Konkurrenz zu tun. So ist es sehr erfreulich, dass sich der bislang noch nicht breiter bekannte Filippo Mineccia in seinem ersten Soloalbum ganz auf Ersteinspielungen von Arien des immer noch sträflich unterschätzten Leonardo Vinci beschränkt und die abgenudelten Händel-und Vivaldi-Schlachtrösser geschickt meidet. Doch so interessant die Auswahl ist, die das noch immer sehr lückenhafte Vinci-Bild nachhaltig komplettiert, so enttäuschend ist das klangliche Ergebnis:
Mineccia verfügt weder über die stupende Technik eines Fagioli, noch über die Dramatik eines Cencic oder Lieblichkeit eines Jaroussky oder Barna-Sabadus. Seine Stimme klingt trotz sauberer Intonation und guter Koloraturtechnik oft unnatürlich belegt und kehlig (Falsett im schlechtesten Sinne des Wortes!), ist in der Höhe gern schrill und in der Tiefe reichlich matt und fahl. Vor 20-30 Jahren hätte eine vergleichbare Leistung durchaus noch Aufsehen erregt, inzwischen liegt aber die Meßlatte im Countertenorgesang zu hoch um hier noch punkten zu können. Sehr ungünstig fällt auch die dünnblütige und temperamentlose Begleitung des Originalklangensembles auf, das sich ebenfalls nicht auf heute üblicher internationaler Höhe bewegt. Daher kann dieses enttäuschende Debut nur aus musikwissenschaftlichem Interesse zum Kauf empfohlen werden, der Barockbelcanto-Freund wird hier nicht auf seine Kosten kommen.