5 von 5
TheoBroma
14. März 2013
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
87 Minuten reines Glück!
Diese Interpretation der Goldberg-Variationen entspricht vollkommen meinen Idealvorstellungen. Grigorij Sokolov spielt sehr streng im Tempo, praktisch ohne Rubato, trotzdem höchst ausdrucksvoll und ohne jeden Eindruck einer mechanischen Wiedergabe. Die Transparenz seines Spiels ist vorbildlich, man hört wirklich jeden Ton und kann die Struktur der Komposition hörend nachvollziehen. Gleichzeitig gelingt ihm das Wunder, sein Instrument zum Singen zu bringen, so dass diese Interpretation lyrische, tänzerische und strukturelle Aspekte auf ideale Weise vereinigt. Positiv anzumerken ist ferner, dass Sokolov alle vorgeschriebenen Wiederholungen spielt, was zu einer Gesamtdauer von fast 87 Minuten führt. Die Frage, ob dieses für das Cembalo geschriebene Werk auf einem modernen Konzertflügel gespielt werden darf, stelt sich angesichts des überwältigenden Ergebnisses gar nicht.
Kleiner Wermutstropfen: da es sich um eine Liveaufnahme vom Februar 1982 aus dem Leningrader Konservatorium handelt, enthält die Aufnahmwe die typischen Nebengeräusche der Erkältungssaison. Das fällt aber angesichts der großartigen Interpretation nicht ins Gewicht.