3 von 5
hanslick
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Alter:
45 bis 54
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Geschlecht:
Männlich:
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Kunde seit:
2-5 Jahre
24. April 2013
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
4,0 von 5
Historisch desinformiert
"Sabadus" nennt er sich also neuerdings, the artist formerly known as Barna-Sabadus. Ich gebe zu, ich konnte mir den Doppelnamen auch nicht merken. Großer Stimmumfang, treffsichere Projektion, rasante Phrasierung, sorgfältige Verzierungen - das alles sind Pluspunkte, und solch ein Sänger überragt so manchen Konkurrenten im hohen Stimmfach. Aber die CD überzeugt nur in einer Hinsicht - im Schöngesang. Die historisch informierte Aufführungspraxis erlebt mit solchen Produktionen ein Menetekel. Denn hier ist ein Punkt ihrer Entwicklung erreicht, wo sie unaufhaltsam zur Klangdekoration wird. Die rabiaten Vivaldi- und Bach-Interpretationen der Goebel, Biondi e tutti quanti sind so rasch veraltet, wie sie auf den Markt kamen; die Elemente musikalischer Sprache, die man aus den Lehrbüchern und Partituren etwa des Barocks entnehmen zu können glaubte, wurden zu veräußerlichten, fast schon fetischistischen Methoden, mit denen etwa Harnoncourt die Musik des 19. und 20. Jahrhunderts bearbeitete und Grimassen hervorbrachte (sein Dvorak, Bruckner !). Wo man dort aufführend die Geschichte umschreiben wollte, weil man an der umstürzenden Kraft originalen Komponierens verzweifelte (was, wenn nicht dies ist die Lehre aus Jahrzehnten staatlich subventionierter Revolution in Permanenz ?), da hebt man hier einzelne Stücke aus dem Tumulus der Vergangenheit und bietet sie, auf Hochglanz poliert, einem letztlich ratlosen Konsum an. Daran sind nicht die hier Agierenden schuld, sie lassen sich treiben und der Sänger bietet Beweise seines großen, aber letztlich historisch und kulturell ortlosen Könnens. Schöngesang ohne Physiognomie - der Figuren-Charakter etwa des Iarba, dessen vier Arien aus der Didone Abandonnata geboten werden, ist nicht erkennbar. Welch ein Verlust, vor allem, wenn man die gewiß nicht vollkommene Einspielung der "Cleofide" von William Christie (1986) im Ohr hat, in der jede Figur scharf gezeichnet und lebendig auf der Hörbühne erscheint. Schöngesang, wie gesagt, in starker Einfarbigkeit. Barna-Sabadus behauptet in seinem Begleittext, er wolle Hasses Musik von ihrem Ruch befreien, verschnörkelt und verstaubt zu sein. WAS ist diese Musik, wenn nicht verschnörkelt ?? - Über den Grad ihrer Verstaubung mag man verschiedener Ansicht sein. - Mozart soll einmal geschrieben haben : "Hasse will auch zu Herzen gehen". Das tut er hier nicht. Heinrich Lübke sagte einmal zu einer Sängerin nach ihrem Konzert :"Sie haben schön gesungen, und mehr als schön geht nicht." Wirklich nicht ?