5 von 5
moondog
03. Februar 2015
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Ungeahnte Dramatik
Pfitzners Oper "Palestrina" ist ein erratischer Block. Kirill Petrenko hat sich dieser "Musikalischen Legende" auf eigene Art genähert: Sein Dirigat ist nicht statisch, sondern fließend. Es erstarrt nicht, wie bei vielen seiner Kollegen, in Ehrfurcht, sondern setzt auf Dramatik. So rückt die Figur des Kardinal Borromeo mehr und mehr in den Vordergrund. Wolfgang Koch singt diese Figur mit überzeugender Leidenschaft. Damit sind die Eckpunkte dieses Livemitschnitts festgezurrt. Petrenko hat das Kunststück fertig bekommen, aus der handlungsarmen Oper ein äußerst temperamentvolles Geschehen zu formen. Immerhin geht es um Folter, Notenverbrennung und das Verbot der Kunst.
Das Frankfurter Ensemble agiert auf sehr hohen Niveau, allen voran Peter Bronder in der Titelrolle. Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester reagiert auf die kleinsten Dirigiernuancen und präsentiert viele Klangfarben, die mancher bei Pfitzner nie vermutet hätte.
Besonderes Lob verdient das Booklet. Der damalige Frankfurter (jetzt Münchner) Dramaturg Malte Krasting hat eine brillante Einführung in das vermeintlich sperrige Werk und das Leben von Pfitzner geschrieben.
Petrenko hat die Einspielungen von Kubelik und Suitner weit hinter sich gelassen. "So" sollte die Musik von Pfitzner im 21. Jahrhundert klingen!