5 von 5
Basso Continuo
08. Dezember 2014
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Erstklassige Operneinspielung die nur eine Wenigkeit kostet
Der Tod geistert durch diese Aufnahme von Verdis Un Ballo in Maschera, Karajans letzte Opernaufnahme. Er hatte diese Oper vorbereitet für die Salzburger Festspiele 1989 aber starb am 16. Juli 1989, wenige Tage vor Anfang der Festspiele. Wie üblich als Karajan eine neue Opernproduktion einstudierte, wurde die Aufnahme vor Première hergestellt und die vorliegende CD-box ist das Ergebnis.
Karajan war ein vorzüglicher Verdi-Interpret: sein Falstaff (1957,EMI), Trovatore (1955,EMI), Aïda (1960,Decca) sind Referenz-Aufnahmen und das sind auch die Live-Verfilmung von Trovatore (Wiener Staatsoper,1978) und der unvergleichliche Othello-film (DGG-DVD,1974).
Als Karajan eine Verdi-Oper dirigierte waren Solisten, Chor, Orchester, Regie und Bühnenbild von gleicher Bedeutung und das lohnte sich ins Klangbild. Er widmete auch die kleinsten Details starke Beachtung ohne das Ganze aus dem Auge zu verlieren.
Was so besonder ist an diese Aufnahme des Maskenballs ist die fesselnde vom Tod überherrschte Atmosphäre: es beginnt locker am Anfang des 1. Akts aber wird bald sinister und unheilverkündend im zweiten, unheimlich im dritten und rein schaudererregend im letzten Akt. Die Wiener Philharmoniker schaffen es unter Karajans fähige Leitung alle Schattierungen von hell bis dunkel in Klänge wieder zu geben. Und in diese Aufnahme beweisen Sie auch das Sie wirklich sehr dunkele Töne heraus bringen können.
Die Besetzug ist ausgezeichnet. Placido Domingo als Gustav III ist nicht nur gut bei Stimme aber er singt diese Charakterrolle mit grosser Einsicht in seine Figur. Sein Gegner Renato bekommt von Leo Nucci eine ebenso ergreifende Darstellung. Und genauso ergreifend ist die Amelia von Josephine Barstow: die erste Rezensionen dieser Aufnahme kritisierten diese Sängerin weil Sie nicht so gut bei Stimme sei, besonders im zweiten Akt. Aber mann könnte auch der Meinung sein das Sie mit ihrer dunkelen Stimme und ihre anfangs zögernden, von Zweifel und Reue verzehrte Gestaltung diese Rolle mit grosser Einfühlungsgabe singt. Eine Revelation ist der Oscar von Sumi Jo: sie bringt mit ihrer kristallhellen, flexibelen Stimme Jugend, Frische und ein wenig Optimismus in diese vom Tod überherrschte Opernaufnahme.
Zu diesem Preis soll mann nicht zögern: erstklassige Operneinspielung die nur eine Wenigkeit kostet.