4 von 5
jommelli
13. März 2014
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
4,0 von 5
Gute Einspielung mit Vorbehalten
Muffats 24-stimmige Messe zu 6 Chören stellt neben Bibers etwa zeitgleich entstandener „Missa salisburgensis“ einen Höhepunkt des süddeutsch-österreichischen Barocks dar.
Die bislang einzige Aufnahme von 1999 mit Cantus Cölln und Concerto Palatino, die den Charakter einer Referenzeinspielung hat, ist momentan vergriffen bzw. nur als Download verfügbar, so dass der vorliegenden Neueinspielung ein wichtiger Stellenwert zukommt. Anders als bei der alten Gesamtaufnahme werden hier authentisch Knabenstimmen verwendet. Allerdings stehen insgesamt nur 6 teils recht leise Kinderstimmen 5 voll ausgebildeten Männerstimmen inklusive einem Countertenor gegenüber, was trotz ausgezeichneter Einzelleistungen nicht immer zu einer optimalen Klangbalance führt. Sehr fragwürdig ist dabei die Entscheidung der männlichen Falsett-Altstimme im Chor 1 die sehr dünnen Knabenalte des zweiten Chores gegenüberzustellen. Insgesamt hätte eine größere Besetzung des Ripienochors unzweifelhaft bessere Wirkung gezeitigt.
Trotzdem atmet die Aufnahme insgesamt eine nicht zu leugnende Frische und Kraft, unterstützt von der hervorragenden Akustik des Doms zu Gurk, die trotz opulenten Raumklangs alle feine Details der genialen Partitur hervorleuchten lässt. In diesem Punkt ist die neue CD der älteren Aufnahme aus Kloster Melk klar überlegen.
Sehr nachteilig hingegen erscheint mir die oftmals gewaltsam-buchstabierende Lesart von Gunnar Letzbor, die auch vor grotesken Übertreibungen (unhistorisch-rockiges Lautencontinuo, Paukenschläge wie Schrapnellschüsse) nicht haltmacht.
Insgesamt eine empfehlenswerte Neuerscheinung, die jedoch klar den 2. Platz hinter Konrad Junghänels makelloser Ersteinspielung erhält, die hoffentlich bald wieder in der vollen Cd-Klangqualität erhältlich sein wird.