5 von 5
JAW-Records
16. Januar 2014
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
4,0 von 5
nobody conducts finer than . . .
Eine Rezension für Kenner
Über das Außergewöhnliche dieser Aufnahmen ist genug gesagt - die glücklichen 10 Jahre Stereo-Ära "Reiner - CSO - RCA" werden wohl in der Fülle der maßstabsetzenden Ergebnisse unerreicht bleiben.
Diese Rezension richtet sich in erster Linie an die "Eingefleischten" – denn DIE möchten wissen, wie sich die neue Box gegenüber den bisherigen Überspielungen usw. schlägt …
Vorneweg
Die teuren japanischen JVC-CDs nicht weggeben und auch bei SACD-Abspielmöglichkeit die SACDs behalten!
Meinen Ohren nach können allen anderen Japanpressungen (außer Don Juan 1954!), frühere offizielle VÖs (außer Beethoven Klavierkonzert Nr.4 mit Cliburn – behalten!) und (obwohl oft sehr gute) „Privat-Überspielungen“ jetzt vernachlässigt werden.
Besonders erwähnenswert
CD4 - Liebermann offiziell auf CD - Überspielung sehr gut, Don Juan (54) etwas dumpf (Japanpressung besser!)
CD5 - die Eroica endlich wieder in Deutschland auf CD. Überspielung neu und sehr gut! (Original mono)
CD8 - Mozart Divertimento 17 und „kleine Nachtmusik“ ausgezeichnet, besser als Japan-Pressung (Original mono)
CD10-11 - das „Bürger als Edelmann“-Band hat anscheinend doch sehr gelitten… klingt ziemlich dumpf
CD20-21 - Die 4 Mozart-Sinf. in sehr guter Neuüberspielung, besser als Japanpressung (36,39,40 Origial mono)
CD23 - Brahms Klav.Konz.2 (Gilels) sehr gute Neuüberspielung, die alte aus den 80zigern war grauenvoll …
CD26 - Brahms 3te sehr gute Neuüberspielung, Tragische Ouverture endlich OK im Klangspektrum!
CD27 - Tschaikowsky 6te sehr gute Neuüberspielung (aber JVC-CD nicht weggeben!)
CD33 - Rossini-Ouverturen scheint nochmal eine Neuüberspielung (also die dritte) zu sein… sehr gut
CD37-38 - die Haydn 88te ist mit beim „Lied von der Erde“, Neuüberspielung sehr gut!
CD40 - Mozart Klav.Konz.25 und „Don Giovanni“ Ouv. (Band belegter Klang) beide besser als Japanpressung!
CD44 - Nussknacker gute Überspielung – im Originalband steckt noch etwa mehr drin an entspanntem Klang!
CD49 - nun endlich auch wieder die „zweite Walzerplatte“ Überspielung sehr gut. Die erste VÖ war auch sehr gut.
CD50 - Schubert 5te in sehr guter Neuüberspielung, auch die „Unvollendete“ endlich in guter Überspielung!
CD54-55 - Beethoven 1te (genial gelungen!) und 9te (gut, ob es wohl besser ginge?) in Neuüberspielungen!
CD56 - der „zweite Zarathustra“ (1962) in sehr guter Überspielung
CD58 - Warum auch immer: Das 4te Beethoven Klav.Konz. klingt belegt. Unbedingt die alte BMG-CD behalten!
CD59 - Pastorale in sehr guter Neuüberspielung!
CD60 - endlich auch außerhalb der Leontyne-Price-Box die „nuits d´été“, eine noch bessere Neuüberspielung!
CD61 - die 95te und 101te Haydn, bei „His Orchestra“ spielen auch CSO-Musiker mit. Wichtige Neuüberspielung!
CD63 - das (nicht freigegebene?) Schumann Konz. mit Janis im „.5“ (point five) Cover der frühen 80ziger
CD64 - Bach Klav.Konz. BWV1056 bessere Überspielung als Japan-CD!
Fazit zu den Transfers
Die meisten schon existierenden Living Stereo CDs wurden übernommen bzw. die CD Seiten von den hybriden SACD s übernommen. Das Mastern von älteren Analog-Aufnahmen scheint eine große Kunst zu sein. Somit gibt es heute wie vor 10 oder 20 Jahren trotz verbesserter Technik da immer wieder sehr gute als auch weniger gute Ergebnisse. Angesichts dieser Tatsache sind die „Ausfälle“ bei der Fritz Reiner Box sehr gering, fast alles ist von ordentlich bis sehr gut. 20 % bis 30 % würde ich als überdurchschnittlich gut gelungen bezeichnen, natürlich besonders die VÖs, die es schon lange nicht mehr in Deutschland zu kaufen gab, oder nur in Japan oder gar nur als LP-Transfer eines kleinen Privat-Labels.
Textheft
Das Textheft bietet ordentlich Quellenangaben: Aufnahmedaten, Aufnahmeort, Matrizen-Nummern, LP-Nummern und Namensangabe der Tontechniker des Band-Transfers und des Remasterings.
Ein Wermutstropfen ist der Text. Die kleine Einführung zu Fritz Reiner ist ganz nett, aber ich vermisse doch sehr die originalen LP-Texte, von deren meisten es ja mittlerweile eine sehr gute deutsche Übersetzung von Stefan Lerche gibt. Diesem Mann ist sehr zu danken: In den Übersetzungen ist immer die Liebe zur Musik spürbar und eine Achtung vor den großen Originaltexten und Künstlern spürbar. Das ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit!
Diese Texte könnten ja bei Sony als PDF-Datei abrufbar sein – oder müssen Interessierte deshalb noch alle neu erscheinenden Einzel-CDs (dort sind die Texte abgedruckt) kaufen?
Box und Coverart
Die Gestaltung der Box ist wertig und stabil – wenn auch nicht so edel wie die letzthin veröffentlichte Julian-Bream-Box. Die CD-Hüllen sind akzeptabel (Karton, Klebung), positiv ist, dass tatsächlich sehr darauf geachtet wurde, dass der Rücken zu lesen ist (in Gegensatz zu der Living Stereo Box Vol.1) und dort eine Nummerierung der CDs gut erkennbar ist (bei den beiden wunderbaren koreanischen Westminster-Legacy-Boxen ist das CD-Suchen wegen Fehlen von Nummerierung eine Katastrophe). Originale Coverart (Vor- und Rückseite) ist was Schönes, natürlich ist der englische Rückseitentext nur mit Adleraugen oder Lupe zu lesen…
Das Jubiläumsjahr 2013 ist rum …
… und immer noch gibt es keine konzentrierte Veröffentlichung der paar wunderbaren Mono-RCA Aufnahmen der Anfang-Fünfziger und besonders endlich mal offiziell die Pittsburgh-Aufnahmen (Columbia). Was da klanglich zu holen wäre, zeigen die beiden MASTERWORK-HERITAGE-VÖs vom Ende der 90ziger!
Hoffen dürfen wir ja weiterhin …