3 von 5
Anonym
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Alter:
45 bis 54
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Geschlecht:
Männlich:
24. August 2013
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Ohne Ecken und Kanten
Schuberts späte Streichquartette sind seit ihrer Entstehung eine besondere Herausforderung sowohl für die Interpreten als auch für den Hörer. Ganz besonders gilt dies für Schuberts letztes vollendetes Streichquartett in G-Dur aus dem Jahre 1826. Vorliegende CD enthält neben diesem grossdimensioniertem Werk noch den einzigartigen Quartettsatz in c-Moll den der Komponist im Jahr 1822 zu Papier brachte. Hauptaugenmerk dieser Rezension soll aber auf dem Hauptwerk dieser VD-Veröffentlichung liegen.
Das Rodin-Quartett hat nun den vielen prominenten Einspielungen dieses aussergewöhnliches Werkes ihre Interpretation hinzugefügt. Bekannt geworden ist dieses Ensemble durch ihre engagierten Einspielungen aller Quartette der drei Lachner-Brüder,- hier wurde in der Tat interpretatorische Pionierarbeit geleistet.
Aber zurück zum G-Dur Quartett. Dem Hörer wird eine sehr romantische Lesart dieses Werkes dargeboten. Beim ersten Hören bereits überrascht der grosse Detailreichtum dieser Aufnahme. Jede Melodie wird von den Mitgliedern des Rodin-Quartetts sensibel ausmusiziert, keine Phrase wird vernachlässigt, jeder Ton wird ernstgenommen,- romantisches Melos wird so in jedem der vier Sätze deutlich hörbar.
Nach mehrmaligem Hörgenuss dieser Interpretation aber wird deutlich, dass ein allzu romantisches Musizieren leicht den Eindruck des Konventionellen hervorrufen kann. Das emotional zerklüftete Andante und das im Trio melodienselig-schwelgende Scherzo sind davon weniger betroffen, die Ecksätze dagegen leider umso mehr.
Schubert schreibt über den ersten Satz seines Quartettes als Tempoangabe "Allegro molto moderato", gemeint ist zwar ein verhaltenes Tempo, aber dennoch ein Tempo mit Allegro-Charakter.
Vorliegende Aufnahme betont jedoch das "Molto moderato", alle von Schubert beabsichtigten Kontraste und Schroffheiten werden dadurch relativiert,- die den melodischen Gestalten dieses Satzes innewohnende "Sprengkraft" wird gleichsam entschärft.
Ähnlich problematisch verhält es sich mit dem Finale. Das verhaltene Tempo der Rodins vermag zwar die lyrischen Episoden als echte Ruhepunkte im Satzverlauf darzustellen, dem von Schubert durchgängig verlangten "Allegro assai" wird dieser Interpretationsansatz aber bei weitem nicht gerecht. Aus der das Quartett krönenden Tour de Force ist ein allzu harmloser Kehraus geworden. Bei allem Respekt den ich dem Rodin-Quartett gegenüber empfinde, hier wäre ein wenig mehr romantisch aufgeladenes Brio dem Eindruck dieser Einspielung förderlich gewesen.
Kurzum: Spieltechnisch professionell, aber nicht mutig genug im Emotionalen,- ein Schubert ohne Ecken und Kanten .