5 von 5
Anonym
15. August 2013
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Überwältigender Newcomer!
Ich bin bisher noch nicht in die Verlegenheit geraten, eine Klassik-CD rezensieren zu wollen oder zu müssen. Als ich diese hier hörte und sah, daß es noch immer keine Rezension dazu gibt, beschloß ich, mit meinen bescheidenen Mitteln diesem Mißstand abzuhelfen.
Ich möchte mich nicht beim einnehmenden Äußeren dieser Pianistin aufhalten, die genug Ruhe mit ins Geschäft bringt, um erst mit 35 Jahren ihre erste Platte herauszubringen, denn es wird völlig unwichtig, wenn man hört, wie sie spielt.
Die CD ist eine klug zusammengestellte Mischung aus Klavierstücken von Stravinsky und Beethoven. Für mich waren überhaupt keine bekannten Stücke dabei, aber mich verlangt auch nicht danach.
Ich war vom ersten Takt an gebannt: Diese Frau spielt mit so viel Bewußtsein und Überzeugung, daß man dieser Musik sofort alle mögliche Aufmerksamkeit zuwendet: Das hat Feuer, das hat Biß, das hat Witz! Die Pianistin scheint nie den Fuß aufs Pedal zu setzen. Das Ergebnis sind wunderbar transparente Phrasenentwicklungen, dynamische Schattierungen, kurz: ein glasklarer Klang.
Wollte man es negativ beschreiben, würde man von Trockenheit reden. Ich nenne es eher Nüchternheit, Abgeklärtheit. Aber es ist beileibe kein emotionsloses Spiel. Doch kommt diese Pianistin entgegen allen Erwartungen, die man ihr als gutaussehender Frau entgegenbringt, vollkommen ohne die überzuckerten und weichen Töne aus, die zum Beispiel dem Spiel einer Olga Scheps so viel angenehme Wärme, aber im Endeffekt auch Zahmheit verleihen.
Hier wird überall kräftig zugepackt, wo die Melodien es aushalten, und es bekommt ihnen in allen Fällen gut. Ich bin begeistert, endlich mal wieder eine Pianistin zu hören, die einen nicht bloß ins Traumland entführen, sondern ihren Hörer wirklich mit auf eine musikalische Entdeckungsreise nehmen will.
Und wirklich ist man hinterher nicht nur unterhalten worden, sondern innerlich reicher gemacht. Das klingt nach Schwärmerei, aber ich finde, bei so einem fulminanten Einstand ist ein wenig Schwärmerei durchaus angebracht, zumal heutzutage auch im Klassikbereich Figuren hochgejubelt werden, deren Talent und Durchblick nicht halb so stark sind wie das dieser Einav Yarden.
Ich höre diese CD immer wieder gerne, habe sie auch schon mehrmals verschenkt und damit Verwunderung und Entzücken ausgelöst. Nun freue ich mich, sie hoffentlich bald einmal live zu hören und, auch wenn es erst in einigen Jahren ist, weil die Frau sich so viel Zeit nimmt, auf ihre nächste CD.