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agravain
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Alter:
35 bis 44
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Geschlecht:
Männlich:
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Kunde seit:
2-5 Jahre
03. September 2010
Elgar von Format
Wer sich eine Aufnahme der beiden fertiggestellten Symphonien des britischen Komponisten Edward Elgar ins CD-Regal stellen möchte, stellt fest, dass es aus einer ganze Reihe an Aufnahmen zu wählen gilt. Wer die Aufnahmen unter der Leitung von Giuseppe Sinopoli wählt, die zwischen 1987 und 1991 entstanden, wählt gut, wenn nicht sogar bestmöglich. Aber was zeichnet diese Aufnahme gegenüber anderen, die geradezu schon als "klassisch" gelten - ich denke da bspw. an Barbirolli, Boult oder Solti -, aus?
Nun, der Grund liegt im Wesentlichen darin, dass der Italiener Sinopoli nicht der eleganten, manchmal etwas nichtssagend-edwardianischen englischen Elgar-Tradition folgt, sondern sich als ausgewiesener Bruckner- und Mahler-Kenner dem Werk von seiner musikhistorischen Seite aus nähert und Beziehungen zu der Musik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts aufweist.
Entsprechend großräumig ist Sinopolis Entwurf. Sinopoli lässt sich Zeit, um Elgar zu musizieren, um der Musik Zeit und Raum zur Entfaltung zu geben. So nimmt er den schnellen Sätzen die vielen Darstellungen auftretende Nervosität und Hektik und legt seinen Fokus auf die sich so einstellende bessere Durchhörbarkeit. Man hört vieles, was sonst untergeht. Noch deutlicher wird seine Vorgehensweise in den beiden langsamen Sätzen, die um ein Vielfaches langsamer musiziert werden als sonst, und so fast Brucknersche Ausmaße annehmen. Hier wird - besonders im langsamen zweiten Satz der zweiten Symphonie - die Gedankenschwere des musikalischen Geschehens deutlich.
Insofern bricht die Aufnahme eine Lanze für Elgar, da dessen Kompositionen bisweilen gegenüber anderen der Zeit als nicht recht ebenbürtig angesehen werden. Bei Sinopoli hört man: dies ist ein Irrtum.