5 von 5
rtrechow
15. Mai 2020
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Hoffnung
Etwas wirklich "Neues" entdecken wir Klassik-Liebhaber, die seit vielen Jahren Komponisten "testen" und Aufnahmen miteinander vergleichen, irgendwann fast nicht mehr...
Die Hoffnung, noch einmal einen ganz großen "Neuen" zu finden, wird immer geringer.
Shostakovich und Bartok waren es für ich - vor ca. 15 Jahren :-) ,
Pärt hat mich berührt,
und immer wieder taucht eine besonders schöne Aufnahme von Musik aus sehr früher Zeit (1500 - 1700) auf, bei der ich einen neuen Komponisten-Namen kennen und schätzen lerne.
Aber eigentlich suche ich nur noch nach besseren (oder "anders guten") Aufnahmen der Werke, mit denen meine CD-Schränke voll sind -
und die neuen Interpreten sind in der Regel der Grund, weitere Aufnahmen zu kaufen!
Ich reduziere seit Jahren meinen Bestand:
von etwa 30 Marienvespern habe ich vielleicht 10 behalten,
von 20 H-Moll-Messen etwa 8 oder 10,
die Bach-Kantaten habe ich von Suzuki (die Box), Kuijken solistisch fast alle, 3 CDs mit frühen Kantaten vom Purcell Quartet, ein paar Herreweghe-Aufnahmen, alle (sind nur ein paar...) von Pierlot und noch einige mehr (z.B. eine wundervolle von Cantus Cölln, ein paar schöne mit Daniel Taylor und S. LeBlanc,...).
Gardiner z.B. hab ich aussortiert.
Und nun habe ich in Frau Feuersingers CD hineingehört (Herzens-Lieder), sie hat mir gefallen, und für 9,99 Euro hab ich sie zum Vergleichen gekauft.
Als ich sie dann mit Kirkby/Freiburger Barockorchester und Suzuki (mit Carolyn Sampson!) verglichen habe, war die neue Aufnahme viel viel schöner:
instrumental viel rauher, echter, so gar nicht "weichgespült" (so klangen sogar die Freiburger im Vergleich!),
kein Gedanke an "schnell" und "schwungvoll" (und emotionslos), sonder natürlich, authentisch - und langsam, wo es langsam sein soll!
Einfach herausragend gut!
Schließlich Frau Feuersinger:
eine Stimme zwischen Sopran und Alt, warm und voll klingend, hier in deutlich tieferer Lage als Kirkby,
absolut natürlich und trotzdem (bzw. gerade wegen fehlendem "Gekünstelten") tief berührend.
Mit wundervollem Piano...
Eine herausragende CD schon wegen der Bach-Kantate,
aber die "Entdeckung" war Graupner:
ziemlich zeitgleich mit J.S. Bach, schreibt er voller überraschender Ideen - und wundervoller Melodien.
Das klingt "früher" als Bach, näher an Schütz und ähnlich wie Bachs früher Kantaten.
Erstaunlich!
Berührend, ergreifend, fesselnd -
nach vielen Jahren habe ich einmal wieder einen Komponisten für mich "entdeckt".
Ich habe inzwischen beide Graupner-CDs von Feuersinger/Capricornus Consort Basel gekauft und bin begeistert -
und es soll noch etwa 1000 noch nie aufgenommene Werke Graupners in Bibliotheken geben...
Ich empfehle unbedingt die CD "Herzenslieder" - und wenn Ihnen diese gefällt, dann die beiden Graupner-CDs.