5 von 5
Andreas Wittkopf
28. November 2017
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Vivaldi lebt!
Es gibt gefühlte 1000 Aufnahmen von Vivaldis Jahreszeiten. Jetzt gibt es eine...
I Barocchisti erweitern den traditionell gewohnten (aber nicht unbedingt authentischen) Streicherapparat um Bläser und - das wird im Booklet nicht eigens erwähnt - eine Drehleier. Zu Vivaldis Zeit gängige Praxis, wie mit Verweis auf den Komponisten und Sammler Pisendel nachvollziehbar erklärt wird.
Es gibt bereits eine Aufnahme, die sich genau dieser Praxis bedient: Federico Guglielmo mit L'Arte dell'Arco (bei cpo als SACD erschienen).
Aber: Fasolis läßt I Barocchisti - so hört es sich an - im wahrsten Sinne "von der Leine".
Das vortreffliche Booklet beschreibt die Effekte in den Jahreszeiten und erklärt beispielhaft warum an welchen Stellen der Streicherapparat ergänzt wurde.
Nur drei Beispiele, die allein ausreichen, um diese Aufnahme als die eine Jahreszeiten-Einspielung zu würdigen:
Im letzten Satz des "Frühling" hört man die Drehleier, die das fröhliche Treiben der Tänzer auf dem Lande plastisch unterstreicht (Danza pastorale).
Der letzte Satz des "Sommer" ist ein Sturm von einer Wucht, die man so wohl nocht nicht gehört hat. Das Klangbild ist derart durchsichtig, dass man die einzelnen Stimmbewegungen deutlich hören kann - so aufregend habe ich noch keinen Sturm in Vivaldis Jahreszeiten gehört.
Im ersten Satz des "Herbst" wird auf einem Herbstfest ein bisschen viel getrunken und gesungen - man hört unsaubere Refrains und lallende wie torkelnde Festgenossen... (Ballo e canti de 'Villanelli).
Ich fasse zusammen: Wer die Jahreszeiten von Vivaldi nicht nur hören, sondern nachempfinden und erleben will: Hier gibt es die Aufnahme dazu.