3 von 5
hanslick
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Alter:
45 bis 54
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Geschlecht:
Männlich:
07. Oktober 2011
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Hörbare Musikgeschichte
Casella bot in einem Inserat seine erste und zweite Symphonie als "reine Handwerksarbeit ohne jede Originalität" an. Das dürfen wir dank dieser Aufnahme anders sehen. Nach sechs Jahrzehnten staatlich geförderter De(kon)struktion wirkt auch eine bloß solide gefertigte Symphonie direkt erfrischend, etwa wie ein Manufactum-Bakelitschalter für die heimische Beleuchtung. Scherz beiseite : Casella hat epigonal angefangen, hier etwa Mahlers c-moll-Werk nicht direkt kopiert, aber in einer Art Stilkarneval fortgeschrieben. Dramaturgisch weiß er nicht recht, wohin er will; letztlich ist sein Werk ein Versuch über Marsch-Charaktere, ohne die epische Perspektive Mahlers. Es ist eben keine musikalische Lebenserzählung und -Deutung, sondern Musik über Musik. Übrigens treten seine Floskeln auch hier schon in Erscheinung, etwa die kurzen Figuren des Horns im zweiten Satz, von denen zur späteren (hervorragenden !) Serenade nur ein Schritt ist. Das zweite Werk als Meditation über die Nacht und die Fremdheit des Alls berührt demgegenüber als persönliche Aussage ohne Zugeständnisse an virtuose Schaustellung, klanglich ähnelt es Koechlins Voûte étoilée und den entsprechenden Passagen aus dem Docteur Fabricius, ohne die philosophische Tiefe des Mitstudenten aus Faurés Kompositionsklasse zu erreichen. Die Interpretation des Römischen Orchesters unter la Vecchia ist energisch, etwas pauschal prächtig, im durchschnittlichen HiFi-Digitalklang aufgezeichnet, aber als Bemühung um diese kaum auf CD erhältlichen Werke anerkennswert. Und noch was : wieder einmal ein für Naxos ungewöhnlich guter Booklettext, allerdings nicht auf Deutsch. Die CD ist zum Kennenlernen empfehlenswert.