Walter Görlitz: Generalfeldmarschall Model
Generalfeldmarschall Model
Buch
- Biographie
- Lindenbaum Verlag, 12/2012
- Einband: Gebunden
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783938176351
- Bestellnummer: 3020068
- Umfang: 287 Seiten
- Sonstiges: mit Kartenskizzen und 32 Fototafeln
- Auflage: Neuauflage
- Copyright-Jahr: 2012
- Gewicht: 622 g
- Maße: 218 x 159 mm
- Stärke: 35 mm
- Erscheinungstermin: 15.12.2012
Inhaltsangabe
InhaltEinleitung
Werdegang in der preußischen Armee
Familie - Jugend - Front- und Generalstabsdienst im Ersten Weltkrieg von 1914-1918
Zwischen zwei Weltkriegen
In der Reichswehr der Republik und in der Wehr-macht des Dritten Reiches 1919-1939
Korpschef in Polen - Armeechef in Frankreich
Die Blitzfeldzüge Fall Weiß und Fall Gelb 1939 / 40 Durch und vorwärts
Kommandeur der 3. Panzerdivision im Rußland-feldzug 1941
Die erste große Krise: Niederlage vor Moskau
Kommandierender General des XXXXI. Panzerkorps
An der Spitze der 9. Armee
Das längste und das glücklichste Kommando
An den Brennpunkten der Ostfront
Oberbefehlshaber von Heeresgruppen und Feldmarschall
Retter der Westfront zum letzten Mal
Oberbefehlshaber West und Oberbefehlshaber Heeresgruppe B
Bis zur letzten Konsequenz
Die Verteidigung des Rheinlandes und das Ende im Ruhrkessel
Quellenverzeichnis
Namenverzeichnis
Abkürzungen
Klappentext
Walter Model, seit 30. März 1944 Generalfeldmarschall, galt während des Zweiten Weltkrieges als besonders befähigter Stratege der Defensive. Fünfmal hat er als Truppenführer an der Ostfront nach Niederlagen und Rückzügen nicht nur die Front wiederhergestellt, sondern auch seinen Soldaten durch seinen persönlichen Einsatz neue Kraft und neuen Kampfwillen gegeben: 1942 im Rshew-Bogen, 1943 im Orelbogen, 1944 zuerst im Baltikum, dann in Ostgalizien und darauf in Weißrußland. Als dann im Hochsommer 1944 das deutsche Westheer unter dem Angriff der alliierten Invasionsarmeen zu zerbrechen drohte, hat er noch einmal die deutsche Front an der westlichen Reichsgrenze und in Südholland stabilisiert. Und als schließlich im Ruhrgebiet alle Möglichkeiten der militärischen Verteidigung erschöpft waren, hat er als Soldat eine ungewöhnliche Konsequenz gezeigt. Er löste seine Heeresgruppe selbst auf, um einen sinnlosen Verzweiflungskampf und die Zerstörung des größten deutschen Industriereviers zu vermeiden. Er setzte darauf am 21. April 1945 seinem Leben von eigener Hand ein Ende, ein Beispiel dafür, in welche tragische Verstrickung ein Soldat an führender Stelle geraten kann, der einer politischen Führung gehorcht, auch wenn diese gegen alle Regeln der Vernunft und des Rechts handelt. Zugleich aber auch ein Beispiel dafür, welch hohe Könnerschaft dazu gehört, um bei Rückzügen und in der Defensive richtig zu führen und dabei die Moral der Truppe ungeschmälert zu erhalten.Bei den Frontsoldaten besaß Feldmarschall Model eine enorme Popularität. Von der Tradition des deutschen Berufssoldatentums geprägt, konnte es nach Models Überzeugung nur Sache der Regierenden sein, politische Konsequenzen aus militärischen Ereignissen zu ziehen. Diese prinzipielle Auffassung hinderte ihn jedoch nicht daran, Hitler in militärischen Fragen ungescheut zu widersprechen, ja sogar die Ausführung ihm widersinnig erscheinender Befehle zu verweigern.
Walter Görlitz (24.2.1913 - 14.10.1991), gilt als einer der bedeutendsten deutschen Militärhistoriker des 20. Jahrhunderts. Auch international fand vor allem seine Studie über den deutschen Generalstab hohe Anerkennung. Er gab die Nachlässe der Generalfeldmarschälle der Deutschen Wehrmacht Friedrich Paulus und Wilhelm Keitel heraus. Für die vorliegende Biographie Generalfeldmarschall Models konnte er dessen persönlichen Nachlaß auswerten.
Auszüge aus dem Buch
EinleitungIn der deutschen Kriegsgeschichtsschreibung nehmen die operativen Denker, die genialen Planer von Moltke über Schlieffen bis zu Manstein den ersten Platz ein. Verteidigung und strategischer Rückzug wurden geringer bewertet. Die heutige Verteidigungskonzeption im Rahmen der NATO, des atlantischen Bündnisses, ist jedoch vom Gedanken der Abwehr eines möglichen Angriffs bestimmt. Die Angelsachsen haben in der Bewertung der Defensive von jeher nüchterner gedacht. Nach dem Sieg über die italienische Libyen-Armee um die Jahreswende 1940 / 41 fragte man den britischen Befehlshaber General O Connor, wie er sich denn nun als siegreicher Truppenführer fühle? O Connor erwiderte: Ich würde einen militärischen Befehlshaber nicht als wirklich erfolgreich bezeichnen, ehe er nicht nach einer schweren Niederlage und einem langen Rückzug die Lage wiederhergestellt hat.
Diese Worte lassen sich sehr wohl auf den Generalfeldmarschall Walter Model anwenden, dem diese Untersuchung gilt. Model hat während des Zweiten Weltkrieges an der Ostfront nicht weniger als fünfmal nach Niederlagen und Rückzügen nicht nur die Front wiederhergestellt, sondern auch der Truppe durch seinen persönlichen Einsatz neue Kraft und neuen Kampfwillen geliehen: 1942 im Rshew-Bogen, 1943 im Orelbogen, 1944 zuerst im Baltikum, dann in Ostgalizien und darauf in Weißrußland. Als dann im Hochsommer 1944 das deutsche Westheer unter dem Angriff der alliierten Invasionsarmeen zu zerbrechen drohte, hat er noch einmal die deutsche Front an der westlichen Reichsgrenze und in Südholland stabilisiert. Und als schließlich im Ruhrgebiet alle Möglichkeiten der militärischen Verteidigung erschöpft waren, hat er als Soldat eine ungewöhnliche Konsequenz gezeigt. Er löste seine Heeresgruppe selbst auf, um einen sinnlosen Verzweiflungskampf und die Zerstörung des größten deutschen Industriereviers zu vermeiden. Er setzte darauf seinem Leben von eigener Hand ein Ende, ein tragisches Beispiel dafür, in welche Verstrickung ein Soldat an führender Stelle geraten kann, der einer politischen Führung gehorcht, auch wenn diese gegen alle Regeln der Vernunft und des Rechtes handelt. Zugleich aber auch ein Beispiel dafür, welch hohe Könnerschaft dazu gehört, um bei Rückzügen und in der Defensive richtig zu führen und dabei die Moral der Truppe ungeschmälert zu erhalten. Bei den Frontsoldaten besaß Feldmarschall Model eine unwahrscheinliche Popularität.
Unzweifelhaft hat der Feldmarschall den Krieg, ohne je an Kapitulation oder an Auflehnung gegen das Regime zu denken, solange geführt, wie sich ihm noch die Möglichkeit dazu bot. Nach seiner Überzeugung war es Sache der politischen Führung, die Konsequenzen aus der sich unverkennbar abzeichnenden Niederlage zu ziehen. Diese Überlegung rührt an ein Grundproblem der deutschen Geschichtsschreibung über den Zweiten Weltkrieg, das vor allem dann virulent wird, wenn es sich um große Soldaten auf deutscher Seite handelt. Für die meisten Deutschen besitzt dieser Krieg ein Janus-antlitz. Leistung und Opfer der Front stehen immer hart neben dem Mord in den Vernichtungslagern des NS-Regimes. Feldmarschall Model ist es erspart geblieben, mit dem Staatsmassenmord unmittelbar konfrontiert zu werden. Aber er sah nach dem 20. Juli 1944, wie viele, ihm aus Jahrzehnten gemeinsamer Dienstzeit vertraute, ehrenhafte Offiziere den Weg zum Galgen antreten mußten. Dies makabre Bild hat ihn zutiefst empört. Doch er sah als Oberbefehlshaber an der Front auch keine Möglichkeit, mitten im Kriege, angesichts immer schwerer zu erfüllender Kampfaufträge, Einfluß auf die politischen Verhältnisse in der Heimat zu nehmen. Er kannte die Truppe und ihren Wunderglauben an den Führer , und er kannte den Gegner im Osten. Mehr als fünfundzwanzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges muß man aber auch fragen, was eigentlich geschehen wäre, wenn die Ostfront etwa 1944 bereits zusammengebrochen wäre, wenn die Westmächte, ungeachtet ihrer Absprachen mit der Sowjetunion, eine eigenmächtige Kapitulation des Westheeres akzeptiert hätten und dadurch möglicherweise eine Vertrauenskrise im Ostheer ausgelöst worden wäre. Die sowjetischen Armeen wären bis zum Rhein und bis an die Nordseeküste vorgestoßen. Ob Stalin sich dann an die Vereinbarung über die Aufteilung Deutschlands in drei Besatzungszonen gehalten haben würde, wie dies die Amerikaner und Engländer im Juni 1945 in Mittel- und Norddeutschland getan haben, ist zumindest eine offene Frage. Wie gesagt, hat der Feldmarschall die Konsequenzen für sich selbst gezogen, als die Abwehr im Untergang vom militärischen Standpunkt aus nicht mehr zu verantworten war. So gesehen, ist er gehorsam bis in den Tod gewesen. Model hat seine stärksten Impulse während seiner militärischen Laufbahn in der Ära des Generals v. Seeckt erhalten, des Schöpfers der Reichswehr. Seeckt hatte gelehrt, in der neuen Zeit bestünde die Ehre des Offiziers nicht mehr im Dienst für den verschwundenen Monarchen, sondern in schweigender Pflichterfüllung. Unter diesem Aspekt stellt Walter Model ein geradezu klassisches Beispiel für diesen spätpreußischen Offizierstypus dar. Seeckt hatte das Offizierskorps auch zu strikter politischer Abstinenz angehalten. Daß das Staatsschiff einmal in unrechte Hände kommen könne, haben sich weder Seeckt noch das von ihm formierte Offizierkorps vorstellen können. Dann freilich konnte die Überzeugung, daß die Ehre in Pflichterfüllung und Gehorsam bestünde, auch seelisch wehrlos machen. Darüber darf man nicht vergessen, daß für die Truppe dieser unbedingte Gehorsam jenseits jeder Politik in Krieg und Frieden ein unerschütterliches Fundament gebildet hat. Model war immer bemüht, die Truppe in diesem Gehorsamsbegriff zu erziehen. Aber er hat den Gehorsam noch in ganz altpreußischer Form aufgefaßt. Wo Maßnahmen von ihm verlangt wurden, die ihm militärisch widersinnig oder gar unredlich erschienen, hat er darauf bestanden, daß das von ihm als richtig Erkannte geschah, und hat sich dabei sehr oft, auch gegenüber einem Manne vom Schlage Hitlers durchgesetzt. Die Verantwortung für die ihm anvertrauten Verbände hat er sehr ernst genommen. Das Recht und die Pflicht, um seiner Soldaten willen seine Ansicht zu vertreten, wollte er sich von keinem Menschen streitig machen lassen.
Man hat den älteren Moltke wohl den großen Schweiger genannt. So ungeschminkt sich Model gerade in Krisenzeiten gab, war er doch im Hinblick auf seine Person, sein Denken und Fühlen ein ungewöhnlich verschlossener Mann. Als das Ende im Februar 1945 sichtbar wurde, hat er seine persönlichen Papiere vernichten lassen. Dem Biografen hat er es nicht leicht gemacht, sein Wesen zu zeichnen. Es hat in diesem Leben keine vertrauten Freunde gegeben, mit denen er die letzten Probleme erörtert hätte. Er war und blieb im Grunde ein einsamer Mann. Je höher, je rascher die Karriere stieg, desto stärker verschloß er sich gegenüber Dritten, desto tiefer versenkte er sich in die Erfüllung der ihm gestellten Aufgaben. Im Kreis seiner Familie, an der er mit großer Liebe hing, zeigte er sich wohl gelöst und aufgeschlossen, aber die Familie erfuhr nicht viel von den Gedanken, die ihn bewegten, von dienstlicher Sorge und dienstlichem Ärger. Die Familie wollte er behütet wissen vor allem Ungemach, gerade weil sie für ihn ein Quell der Geborgenheit war. Ihr gegenüber wie auch gegenüber Offizieren und Mannschaft bezeigte er bis zuletzt eine bisweilen geradezu befremdliche ungebrochene Zuversicht über den Lauf der Dinge. Wie aber sollte er vor den ihm anvertrauten Soldaten bestehen, denen er das Letzte abverlangte bis zum Sterben, wenn er sich selbst der Skepsis oder dem Zynismus anheimgab? Von Natur neigte er zu einer optimistischen Lebensanschauung. Dazu kam ein ganz ursprüngliches Gottvertrauen. Walter Model war im Grunde Sohn und Enkel von Kantoren und Lehrern ein frommer evangelischer Christ. Den wenigsten um ihn ist das deutlich geworden, und er selbst machte auch nicht viel Worte darüber. Aber altlutherischer, kämpferischer Glaube, die Überzeugung, in Gottes Zucht handeln zu müssen, machten den Kern seines Wesens aus. Von daher rührte auch sein schier unerschütterliches Selbstvertrauen nach einer ungeheuer harten und bitteren soldatischen Ausbildung in den ersten Dienstjahren die Überzeugung, keine Krise sei so schwer, als daß sich nicht noch ein Ausweg finden ließe.
Seit er als Major in der Reichswehr eine Studie über Gneisenau, den Überwinder Napoleons, geschrieben hatte, nahm er dessen Wahlspruch Fortiter, fideliter, feliciter (Stark im Wagen, Standhaft im Ertragen, Glücklich im Schlagen) für sich selbst in Anspruch. Es waren die Worte, die auch das Denkmal Gneisenaus Unter den Linden in Berlin zierten. Bezeichnender für sein Denken sind vielleicht noch Verse, die er in der erwähnten Studie aus einer Denkschrift Gneisenaus für den König aus dem Jahre 1811 zitiert hat: Laß die Wogen dauernd branden Nur bleib immer, magst Du landen Oder scheitern, selbst Pilot...
Sein letzter Generalstabschef, General Wagener, hat von ihm gesagt, er sei ein Soldat gewesen, der es verdient gehabt hätte, in besseren Zeiten einem edleren Herrn zu dienen. Nimmt man das Wort des Generals O Connor dazu von der Überwindung der Niederlage, so rundet sich Walter Models Bild, das Bild des Meisters der Defensive und des Meisters in der Kunst, die Truppe noch persönlich zu führen. Daß dies alles unter Hitler geschah, war die Tragik aller deutschen Soldaten des letzten Krieges. Keiner hat für diese Tragik einen höheren Preis be zahlt als Generalfeldmarschall Model.
Walter Görlitz
Anmerkungen:
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