Tilman Nagel: Mohammed, Gebunden
Mohammed
- Leben und Legende
(soweit verfügbar beim Lieferanten)
- Verlag:
- De Gruyter Oldenbourg, 03/2008
- Einband:
- Gebunden, HC runder Rücken kaschiert
- Sprache:
- Deutsch
- ISBN-13:
- 9783486585346
- Artikelnummer:
- 2191927
- Umfang:
- 1052 Seiten
- Nummer der Auflage:
- 08001
- Ausgabe:
- 1. Auflage
- Copyright-Jahr:
- 2008
- Gewicht:
- 1712 g
- Maße:
- 244 x 169 mm
- Stärke:
- 63 mm
- Erscheinungstermin:
- 11.3.2008
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Preis |
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Kurzbeschreibung
Dieses Standardwerk setzt neue Maßstäbe für das Verständnis Mohammeds und des Islams.Von Legenden überwuchert, durch Sprachregelungen entstellt, von Denkverboten verdunkelt, so zeigt sich dem Wissbegierigen das Bild Mohammeds. Ist er überhaupt eine historische Gestalt? Er ist es! So lautet das Ergebnis langjähriger Forschungsarbeit, die nicht nur die muslimischen Standardquellen einer kritischen Prüfung unterzogen hat, sondern auch die vielschichtige "Nebenüberlieferung". Mohammed erweist sich als der Exponent einer im 4. Jahrhundert einsetzenden hochreligiösen Durchdringung des arabischen Heidentums, die sich nicht nur im Koran niedergeschlagen hat.
Der historische Mohammed kämpfte zunächst vergeblich um die Macht in Mekka und setzte dann von Medina aus eine Eroberungswelle in Gang, die durch die politischen Verhältnisse der Zeit begünstigt wurde. Zwei Jahrzehnte nach seinem Tod kam sie zum ersten Mal zum Stillstand, die übergroßen Erwartungen der Beteiligten wurden enttäuscht. Der Blick zurück verklärte nun die Zeit, in der Mohammed unter den Lebenden geweilt hatte – der Islam, untrennbar verknüpft mit der idealisierten Gestalt des Propheten, betrat die Bühne der Geschichte.
Inhaltsangabe
1;Inhaltsverzeichnis;62;Detailliertes Inhaltsverzeichnis;8
3;Hinweis für den Leser;18
4;Kapitel I: Die Kaaba;20
4.1;1. Abrahams Bau;20
4.2;2. Qu aij, der Quraiöite;28
4.3;3. Von Abd Manaf zu Abd al-MuÅÅalib;42
4.4;4. Handel, Krieg und Kult;49
4.5;5. Abd al-MuÅÅalib und das "Jahr des Elefanten";69
4.6;6. Die Kaaba in den Jahrzehnten des Übergangs zum Islam;79
5;Kapitel II: Ein heidnischer Prophet;88
5.1;1. Von den "Eingebungen" zur "Herabsendung des Buches";88
5.2;2. Die Jahrzehnte bis zur Berufung;96
5.3;3. Gnostische Anf nge;111
5.4;4. Anstöße zum Eingottglauben;118
5.5;5. Die Wahrheit der "Lesung" und Mohammeds Selbstbewußtsein;131
5.6;6. Vorbilder für den Eingottglauben;147
5.7;7. Der Weg zum "heidnischen Propheten";163
5.8;8. Andere Propheten im damaligen Arabien;181
6;Kapitel III: Die Vertreibung;188
6.1;1. Mohammed und die Banu Mahzüm;188
6.2;2. Jenseits des Klangefüges;200
6.3;3. Das Exil in Äthiopien;209
6.4;4. Die Ächtung der Hasiimiten;222
6.5;5. Die Frage nach der Macht in Mekka;236
6.6;6. Die Vertreibung;251
7;Kapitel IV: Der Glaube;272
7.1;1. Die Vervollkommnung der Riten;272
7.2;2. Die Nutzbarmachung der "Lesung";286
7.3;3. Krieg gegen Mekka;298
7.4;4. Der Glaube;315
7.5;5. Die Unterwerfung der Frauen;325
7.6;6. Die Andersgläubigen;337
7.7;7. Die Fortsetzung des Krieges gegen Mekka;353
7.8;8. Vorboten der Niederlage der Mekkaner - oder ihres Sieges?;367
8;Kapitel V: Der Dschihad;384
8.1;1. Das Gemeinwesen der Glaubenskrieger;384
8.2;2. Der Einmarsch in Mekka;403
8.3;3. Dynamik nach außen;430
8.4;4. Radikalisierung im Innern;453
8.5;5. Mohammeds Tod;466
8.6;6. Das Ausgreifen der Bewegung;468
8.7;7. Der Zwiegehömte;485
9;Kapitel VI: Die Hedschra;492
9.1;1. Der sterbende Prophet;492
9.2;2. Der Umbruch;508
9.3;3. Die Erfindung der islamischen Gerechtigkeit;514
9.4;4. Die Festigung des religiösen Fundaments;530
9.5;5. Grenzen der Bewegung?;547
9.6;6. Ideal und Wirklichkeit;554
10;Kapitel VII: Die Fitna;566
10.1;1. Der "Garten der Quraiöiten";566
10.2;2. Das Kalifat Utman b. Affins (reg. 644-656);577
10.3;3. Die Wiederkehr Mohammeds;588
10.4;5. Die "Kamelschlacht";610
10.5;6. Siffin;625
11;Kapitel VIII: Der Islam;644
11.1;1. Die Himmelfahrt des Propheten;644
11.2;2. Das Kalifat Abdallah b. az-Zubairs;653
11.3;3. Mohammed und die Omaijaden;677
11.4;4. Die Autorität des Propheten;691
11.5;5. Der Islam;704
11.6;6. Mohammed - Legenden und Geschichte;720
12;Anmerkungen;740
13;Anhang;834
13.1;Einführung in den Gegenstand;836
13.1.1;1. Stand der Forschung;836
13.1.2;2. Die Mohammedbiographie im Rahmen eigener Forschungen;844
13.1.3;3. Überblick über den Inhalt;847
13.2;Zusätze;874
13.2.1;Kapitel I: Die Kaaba;875
13.2.2;Kapitel II: Ein heidnischer Prophet;902
13.2.3;Kapitel III: Die Vertreibung;929
13.2.4;Kapitel IV: Der Glaube;936
13.2.5;Kapitel V: Der Dschihad;950
13.2.6;Kapitel VI: Die Hedschra;965
13.2.7;Kapitel VII: Die Fitna;970
13.2.8;Kapitel VIII: Der Islam;971
13.3;Genealogische Tafeln;981
13.4;Landkarten;998
13.5;Zeittafel;1000
13.6;Indices;1006
13.6.1;1. Begriffe und Sachen;1006
13.6.2;2. Personen;1015
13.6.3;3. Arabische Termini;1027
13.7;4. Zitierte bzw. erwähnte Koranstellen;1029
13.8;Literaturverzeichnis;1040
13.9;Zur Transliteration arabischer Wörter;1053
Klappentext
Von Legenden überwuchert, durch Sprachregelungen entstellt, von Denkverboten verdunkelt, so zeigt sich dem Wissbegierigen das Bild Mohammeds. Ist er überhaupt eine historische Gestalt? Er ist es! So lautet das Ergebnis langjähriger Forschungsarbeit, die nicht nur die muslimischen Standardquellen einer kritischen Prüfung unterzogen hat, sondern auch die vielschichtige "Nebenüberlieferung". Mohammed erweist sich als der Exponent einer im 4. Jahrhundert einsetzenden hochreligiösen Durchdringung des arabischen Heidentums, die sich nicht nur im Koran niedergeschlagen hat. Der historische Mohammed kämpfte zunächst vergeblich um die Macht in Mekka und setzte dann von Medina aus eine Eroberungswelle in Gang, die durch die politischen Verhältnisse der Zeit begünstigt wurde. Zwei Jahrzehnte nach seinem Tod kam sie zum ersten Mal zum Stillstand, die übergroßen Erwartungen der Beteiligten wurden enttäuscht. Der Blick zurück verklärte nun die Zeit, in der Mohammed unter den Lebenden geweilt hatte ¿ der Islam, untrennbar verknüpft mit der idealisierten Gestalt des Propheten, betrat die Bühne der Geschichte. "Mir kommt es in meinen Büchern ,Mohammed. Leben und Legende' und ,Allahs Liebling. Ursprung und Erscheinungsformen des Mohammedglaubens' nicht auf eine Abbildung der muslimischen Biographie Mohammeds an, sondern auf die geschichtswissenschaftliche Erfassung seiner Gestalt und seines Wirkens vor dem Hintergrund der spätantiken vorderasiatischen Ereignis-, Gesellschafts- und Religionsgeschichte sowie auf die Schilderung der Genese und Weiterentwicklung des muslimischen Mohammedglaubens." Tilman Nagel
Auszüge aus dem Buch
4. Handel, Krieg und Kult (S. 48)Kurz gesagt, die Quraiöiten sahen sich vor die Aufgabe gestellt, eine ber Mekka hinausgreifende politische Ordnung zu gewährleisten, zu deren Aufrechterhaltung sie militärische Mittel einsetzen konnten, und war diese Aufgabe erst gelöst, dann wiederum war die religiöse Beziehung der fremden Stämme zum mekkanischen Heiligtum neu zu justieren, und zwar so, da möglichst viele unterschiedliche Gemeinschaften in ein Verhältnis zu den Quraiöiten eintraten, dessen Ausgestaltung von diesen allein bestimmt werden konnte.
Die rein genealogisch aufgefaßte Loyalität war durch ein anderes Moment zu ergänzen, gewi noch nicht abzulösen. Alles dies entfaltet sich durch das Wirken Mohammeds mit einer vorher nicht geahnten Durchschlagskraft, die Voraussetzungen hierfür wurden jedoch schon in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts geschaffen. Was damals geschah und jetzt zu beschreiben ist, war zunächst defensiver Natur.
Man litt unter dem Unfrieden einer Gesellschaft, der die Abstammung und der Väterruhmì mehr galten als die selbstverantwortete Tat des einzelnen, und man reagierte in unterschiedlicher Weise auf dieses Leiden, bis hin zum anfentum, das jene beiden Werte verwarf. Erst Mohammed ersetzte nach dem Abkommen von al-udaibäja die stammesbergreifende militärische Organisation, die die heidnischen Quraiöiten aufgebaut hatten, durch eine offensive Kampfgemeinschaft, die sich dem Dschihad auf dem Pfade Allahs widmete.
Und diese Umwandlung erfolgte in enger Verquickung mit der von ihm verkndeten Botschaft, deren Inhalt im Prinzip viel radikaler, als es seinen heidnischen quraiöitischen Ahnen denkbar gewesen war, die Genealogie, das überkommene Ordnungssystem der Gesellschaft, in Frage stellte und neu definierte. Es verwundert nicht, da viele dem von ihm gewiesenen Weg nur zaudernd oder gar nicht folgen wollten, ja, Mohammed selber wird zeit seines Lebens nicht bereit sein, aus seiner Botschaft beherzt diese Konsequenzen zu ziehen.
Widmen wir uns vorerst den wesentlich bescheideneren Zielen der Quraiöiten in den Tagen Abd al-MuÅÅalibs und unmittelbar nach ihm! Wir dringen damit bis in die Zeit gegen 600 vor. Denn Abd al-MuÅÅalib verstarb hochbetagt, als Ohrmazd IV. (reg. 578-590) der Schah der Sasaniden war. Zuvorderst hatten sich die Quraiöiten um die Sicherung der Tihama Sorgen zu machen. Es durfte ihnen nicht gleichgltig sein, wer dort das Sagen hatte. Sie selber wären zu gering an Zahl gewesen, um auf Dauer in dem für den Karawanenverkehr unentbehrlichen Kstenstreifen ihren politischen Willen durchzusetzen.
Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als hierfür einen Bund zu nutzen, den sie schon unter Abd Manf aus verschiedenen Stämmen zusammengefgt hatten - und der, glaubt man der Überlieferung, ursprünglich den Sinn gehabt hatte, den Quraiöiten das Überleben an der Kaaba zu sichern. Es sind dies die Abö der Quraiöiten, über deren Geschichte wir zunächst einige Worte sagen mssen.
Sie bildeten bis in die Zeit des Propheten eine gefürchtete Kampftruppe, in Erinnerung an die Schlacht von Uud, die Mohammed gegen die Mekkaner verlor, dichtete der Medinenser Kaäb b. Mlik: Wir trafen auf eine Meereswoge, mitten darin die Abö, einige barhäuptig, andere verschleiert. Die Abö waren die Eidgenossen des al- ri b. Abd Mant b. Kinna, eines Neffen an-Nars, mit dem, wie erinnerlich, manche Genealogen die Quraiöiten beginnen lassen.
Biografie
Tilman Nagel, geboren 1942, ist emeritierter Professor für Arabistik und Islamwissenschaft an der Universität Göttingen.Anmerkungen:
