Jens M. Fischer: Fischer, J: Jahrhundertdämmerung
Fischer, J: Jahrhundertdämmerung
Buch
- Ansichten eines anderen Fin de siecle
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- Zsolnay-Verlag, 03/2000
- Einband: Fester Einband
- ISBN-13: 9783552049543
- Umfang: 319 Seiten
- Copyright-Jahr: 2000
- Gewicht: 470 g
- Maße: 207 x 128 mm
- Stärke: 32 mm
- Erscheinungstermin: 13.3.2000
Klappentext
Jens Malte Fischer, ausgewiesener Kenner der letzten Jahrhundertwende, beschreibt eine Epoche im Umbruch. Im Zentrum steht Gustav Mahler, allerdings weniger als genialischer Komponist denn als seismographische Persönlichkeit, die das unterirdische Beben der Epoche verspürte. Das Spektrum von Fischers Analysen reicht vom europäischen Zeitgefühl der Décadence bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs; die Großstadterfahrung kommt ebenso ins Blickfeld wie das bedrückende Phänomen des Antisemitismus und die Reaktion darauf.Auszüge aus dem Buch
B Inhalt / B Dämmerungen und Wetterleuchten. Zur Signatur einer Zeitenwende I Die Großstädte und die Künstler um die Jahrhundertwende. Berlin, München, Wien II Imitieren und Sammeln. Bürgerliche Möblierung und künstlerische Selbstinszenierung III Goldene Zeiten. Gustav Mahlers Wien IV Das klagende Lied von der Erde. Zu Gustav Mahlers Liedern und ihren Texten V Ein Spaziergang. Sigmund Freud und Gustav Mahlers Leiden VI Gustav Mahler und das "Judentum in der Musik" VII Kundry, Salome und Melusine. Verführung und Erlösung in der Oper der Jahrhundertwende VIII "Erlösung dem Erlöser!" Richard Wagners letztes Wort IX "Mit Baruch is es auch nichts". Das Bild des Juden in der Literatur um 1900 X Identifikation mit dem Aggressor? Zur Problematik des jüdischen Selbsthasses um 1900 XI Die letzten Tage der Vernunft. Der Erste Weltkrieg und die Intellektuellen XII Décadence Anhang: Drucknachweise Register B Dämmerungen und Wetterleuchten / B B Zur Signatur einer Zeitenwende / B Am 17. April 1899 veranstaltete der Wiener Journalisten- und Schriftstellerverein "Concordia" einen Ball; neben einem Secessions-Walzer und einer Journalisten-Polka hatte Herr Adolf Müller dankenswerterweise für die Concordia komponiert und ihr gewidmet: die Schnellpolka Fin de siècle. Allein dies beiläufige Ereignis zeigt, wie sehr Begriff und Bewußtsein, an einem Zeitenende zu stehen, weit über die Kreise von Künstlern und Intellektuellen hinaus verbreitet waren, wie sehr die Vorstellung vom Fin de siècle Allgemeingut, kleine Münze geworden war. "Es gibt keine Zeugen von Epochenumbrüchen. Die Epochenwende ist ein unmerklicher Limes, an kein prägnantes Datum oder Ereignis evident gebunden. Aber in einer differentiellen Betrachtung markiert sich eine Schwelle, die als entweder noch nicht erreichte oder schon überschrittene ermittelt werden kann." Mit dieser These, die sich vornehmlich auf den Umbruch vom Mittelalter zur Neuzeit bezog, hat Hans Blumenberg nicht nur Zuspruch erfahren. Für die in diesem Buch umkreiste Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sind die Zeugnisse, in denen dieser Limes als äußerst merklich empfunden wurde, geradezu erdrückend, auch wenn diese Empfindung sich keineswegs präzise auf ein bestimmtes oder einige wenige bestimmte Jahre bezog. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist dann von den Zeitgenossen in ihrer Mehrheit zunächst zwar als bedeutendes, aber nicht als ein zentrales Ereignis in welthistorischer Dimension verstanden worden, weil seine Bedeutung als Weltkrieg nur ganz wenigen einsehbar war. Der fast gleichzeitige Auftritt der europäischen Avantgarden um das Jahr 1912 hat ebensowenig wie die revolutionäre Gleichstimmung der Jahre 1917 / 1918 den Beobachtern ihren epochalen Charakter offenbart. Es waren ganz andere, heute marginal anmutende Ereignisse, die jedoch für die Miterlebenden von höchster Eindrücklichkeit waren. So ist etwa für die Bewohner Österreich-Ungarns der Tod des Kaisers Franz Joseph im November 1916 das einschneidendere Ereignis gewesen als der Kriegsbeginn. Er wurde als Endpunkt einer Aufgipfelung von Schicksalsschlägen empfunden, deren Ziel zwar der Kaiser und seine Familie gewesen waren, die die Österreicher jedoch auch als gegen ihre eigene Sekurität gerichtet empfanden: die Erschießung des Kaiser-Bruders in Mexiko (1867), der Selbstmord des Kronprinzen (1889), die Ermordung der Kaiserin (1898) und die des Thronfolgers (1914). In Frankreich, dem Mutterland der Décadence, ist es die Wende von 1870 / 1871 mit dem Verlust des entscheidenden Krieges, dem Ende des Kaiserreiches und den Tagen der Commune, die klarmacht, daß es mit dem rauschhaften Glanz des Second Empire (das durch die Operetten Jacques Offenbachs gleichzeitig illuminiert und kritisiert wurde) vorbei war. Im Deutschen Reich verdeckt der Jubel über die Reichsgründung nur kurz die Krisensymptome, deren HintergrundBiografie
Jens Malte Fischer, 1943 geboren, ist Professor für Theaterwissenschaft an der Universität München. Er schreibt regelmäßig für die Neue Zürcher Zeitung, die Süddeutsche Zeitung und den Merkur.Anmerkungen:
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