Gottfried Keller: Keller: Martin Salander
Keller: Martin Salander
Buch
- Roman. Nachw. v. Peter Bichsel
Derzeit nicht erhältlich.
Lassen Sie sich über unseren eCourier benachrichtigen, falls das Produkt bestellt werden kann.
Lassen Sie sich über unseren eCourier benachrichtigen, falls das Produkt bestellt werden kann.
- Nagel & Kimche, 08/2003
- Einband: Fester Einband
- ISBN-13: 9783312003266
- Umfang: 380 Seiten
- Copyright-Jahr: 2003
- Gewicht: 523 g
- Maße: 212 x 136 mm
- Stärke: 38 mm
- Erscheinungstermin: 25.8.2003
Kurzbeschreibung
Gottfried Kellers zornigstes Buch, schon seit längerem in keiner Leseausgabe mehr greifbar, ist von verblüffender Aktualität: in einer Zeit, in der die demokratische Ordnung gesichert scheint, verbreitet sich wildes Spekulationsfieber, ein Taumel der Bereicherung einzelner auf Kosten aller. 'Martin Salander' ist zugleich politisches Testament, verschlüsselte Autobiographie und die hellsichtige Abrechnung mit einer verlogenen Politik und egoistischen Geschäftemacherei.Beschreibung
Der Kaufmann Martin Salander wird durch seinen Jugendfreund Louis Wohlwend zwei Mal um sein Vermögen gebracht. In Brasilien arbeitet er sich wieder hoch, während seine Frau zu Hause mit den Kindern darbt. Als gemachter Mann kehrt er zurück. Aber die Schweiz entspricht nicht mehr seinen jugendlichen Idealen. Politik und Wirtschaft drohen zu verludern. Die Töchter Netti und Setti heiraten Karrieristen, die als Betrüger im Zuchthaus landen. Salanders Leichtgläubigkeit und seine Schwäche gegenüber einer schönen fremden Frau lassen ihn dem wieder aufgetauchten Wohlwend beinahe ein drittes Mal ins Netz gehen. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft verkörpert zuletzt Arnold Salander, der Sohn.Klappentext
Gottfried Kellers zornigstes Buch, schon seit längerem in keiner Leseausgabe mehr greifbar und nun in der Kollektion von Peter von Matt endlich wieder zugänglich, ist von verblüffender Aktualität: in einer Zeit, in der die demokratische Ordnung gesichert scheint, verbreitet sich wildes Spekulationsfieber, ein Taumel der Bereicherung einzelner auf Kosten aller. 'Martin Salander' ist zugleich politisches Testament, verschlüsselte Autobiographie und die hellsichtige Abrechnung mit einer verlogenen Politik und egoistischen Geschäftemacherei.Auszüge aus dem Buch
Ein noch nicht bejahrter Mann, wohl gekleidet und eine Reisetasche von englischer Lederarbeit umgehängt, ging von einem Bahnhofe der helvetischen Stadt Münsterburgweg, auf neuen Straßen, nicht in die Stadt hinein, sondern sofort in einer bestimmten Richtung nach einem Punkte der Umgegend, gleich einem, der am Orte bekannt und seiner Sache sicher ist. Dennoch mußte er bald anhalten, sich besser umzusehen, da diese Straßenanlagen schon nicht mehr die frühern neuen Straßen waren, die er einst gegangen; und als er jetzt rückwärts schaute, bemerkte er, daß er auch nicht aus dem Bahnhofe herausgekommen, von welchem er vor Jahren abgefahren, vielmehr am alten Ort ein weit größeres Gebäude stand.
Die reich gegliederte, kaum zu übersehende Steinmasse leuchtete auch so still prächtig in der Nachmittagssonne, daß der Mann wie verzückt hinsah, bis er von dem Verkehrstrubel unsanft gestört wurde und das Feld räumte. Aber der erhobene Kopf, die an der Hüfte gelind sich hin und her wiegende Reisetasche ließen erkennen, wie er vom Schwunge der Gedanken bewegt, von Genugtuung erfüllt dahin schritt, um Weib und Kinder aufzusuchen, wo er sie vor Jahren gelassen. Jedoch vergeblich forschte er zwischen der rastlosen Überbauung des Bodens nach Spuren früherer Pfade, die sonst zwischen Wiesen und Gärten schattig und freundlich hügelan geleitet hatten. Denn diese Pfade lagen auch weiterhin unter staubigen oder mit hartem Kies beschotterten Fahrstraßen begraben. Obgleich das alles seine Bewunderung stetig erhöhte, war er endlich doch angenehm überrascht, als er unvermerkt, um eine Ecke biegend, sich in einen Häuserwinkel versetzt fand, den er augenblicklich an seiner verjährten ländlichen Bauart wieder erkannte. Die vorspringenden Dächer, das rote Balkenwerk, die kleinen Vorgärtchen waren die nämlichen wie seit Menschengedenken.
"Das ist ja der Zeisig!" rief der Wandersmann, indem er stillstand und mit warmem Heimatgefühl die alte Lokalität betrachtete, "wahrhaftig der Zeisig! Im Zeisig, heißt es hier! Wer kann sagen, warum einem eine solche Sache und ein solches Wort während sieben Jahren nicht ein einziges Mal eingefallen ist, und haben wir doch als Schüler hier so schönen Apfelmost getrunken, wenn wir einen Batzen besaßen! Und der alte Brunnen steht auch noch, mit welchem man den Zeisigbauer aufzog, daß er Most und Milch daraus speise!"
In der Tat sprudelte aus der uralten Holzsäule das klare Bergwasser in denselben Trog wie ehemals, und zwar durch den gleichen abgesägten Flintenlauf, der statt einer eisernen Brunnenröhre darin steckte. Diese Entdeckung erregte dem Mann eine neue Begeisterung.
"Sei mir gegrüßt, ehrwürdiges Zeichen friedlicher Wehrkraft!" dachte er halblaut; "dies Rohr, das einst Feuer gesprüht, spendet das lautere Quellwasser für Mensch und Tier! Aber schon hängt in jedem Hause, wie ich vernehme, das gezogene Gewehr und harrt der ernsten Prüfung; möge sie der Heimat lange erspart bleiben!"
In diesem Augenblicke näherte sich ein Trupp spielender Kinder dem Brunnen, kleines Volk von zwei bis sechs Jahren. Letztern Alters konnten zwei Knaben und überdies Zwillinge sein, weil sie genau dieselbe Größe, ganz ähnlich runde Köpfe mit dicken Backen und vor den Bäuchen aus gleichem Wachstuch geschnittene, mit Blümchen bedruckte Schürze aufwiesen, offenbar ebensowohl als Auszeichnung wie zum Schutze der Kleider. Etwas seitwärts stand einsam ein bleicher Junge, der seinen achten Sommer zählen mochte und Anlaß zu einer kleinen Begebenheit bot, welche die Aufmerksamkeit des heimkehrenden Mannes von dem alten Flintenlauf ablenkte.
Einer d
Biografie
Gottfried Keller, geb. 1819 in Zürich, gest. 1890, wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Nachdem er wegen eines Streichs die Schule verlassen musste, lernte er das Zeichnen und begann zu schreiben. Im Jahr 1840 konnte er, unterstützt von seiner Mutter, ein Studium an der Münchner Kunstakademie beginnen, welches er aber nicht abschloss. 1842 kam er zurück nach Zürich. Stipendien und wiederum die finanzielle Unterstützung der Mutter ermöglichten ihm Aufenthalte in Heidelberg und Berlin, wo einige seiner bedeutendsten Werke entstanden. Er kehrte 1855 zurück zu seiner Mutter nach Zürich und wurde hier im Jahr 1861 zum Stadtschreiber. Dieses Amt übte er aus bis 1876, danach beanspruchte sein literarisches Arbeiten seine ganze Zeit. Gottfried Keller starb im Jahr 1890 in seiner Heimatstadt Zürich.Anmerkungen:
Bitte beachten Sie, dass auch wir der Preisbindung unterliegen und kurzfristige Preiserhöhungen oder -senkungen an Sie weitergeben müssen.