Bertina Henrichs: Henrichs, B: Schachspielerin
Henrichs, B: Schachspielerin
Buch
- Roman. Ausgezeichnet mit dem Corine - Internationaler Buchpreis, Kategorie Rolf Heyne Buchpreis 2006
- Originaltitel: La joueuse d'échecs
- Übersetzung: Claudia Steinitz
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- Diana Taschenbuch, 07/2007
- Einband: Flexibler Einband
- ISBN-13: 9783453351721
- Umfang: 175 Seiten
- Copyright-Jahr: 2007
- Gewicht: 196 g
- Maße: 186 x 118 mm
- Stärke: 22 mm
- Erscheinungstermin: 15.8.2007
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Kurzbeschreibung
Das Zimmermädchen Eleni stößt eines Morgens beim Aufräumen eine Schachfigur um - und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Sie kann das geheimnisvolle Spiel der Könige einfach nicht vergessen. Als Eleni ein Trick einfällt, um das Schachspielen zu lernen, beginnt für sie ein Abenteuer mit unabsehbaren Folgen. Denn mit ihrer Leidenschaft riskiert sie bald ihre Ehe, ihren guten Ruf, ihr ganzes bisheriges Leben.Klappentext
Der preisgekrönte Debütroman jetzt im Taschenbuch!Das Zimmermädchen Eleni stößt eines Morgens beim Aufräumen eine Schachfigur um - und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Sie kann das geheimnisvolle Spiel der Könige einfach nicht vergessen. Als Eleni ein Trick einfällt, um das Schachspielen zu lernen, beginnt für sie ein Abenteuer mit unabsehbaren Folgen. Denn mit ihrer Leidenschaft riskiert sie bald ihre Ehe, ihren guten Ruf, ihr ganzes bisheriges Leben.
Auszüge aus dem Buch
Es wurde wieder Sommer. Wie jeden Morgen stieg Eleni den Hügel vom Stadtzentrum zum Hotel Dionysos hinauf, während die Sonne gerade am Horizont auftauchte.Von diesem sandigen, zerfurchten Hügel bot sich ein atemberaubender Blick auf das Mittelmeer und das Naxos-Tor des Apollontempels. Das antike, womöglich allzu grandios geplante Bauwerk war unvollendet geblieben. Und so gewährte das riesige Tor auf dem Gipfel der winzigen, zu Naxos gehörenden Halbinsel nur den Zugang zu Himmel und Meer. Da es Apollon am Abend keine Ruhestätte bieten konnte, empfing es einen Gott für den anderen die untergehende Sonne, die von den staunenden Touristen angebetet wurde. Apollon, diskreter in seinen irdischen Manifestationen, hätte sicher nur wenige Eingeweihte angelockt. Die Nichtvollendung des Tempels war also nicht zu bedauern, sondern verlieh dem strengen Eiland in der Ägäis ein seltsames Geheimnis.
Eleni hatte keinen Blick für das Schauspiel. Sie kannte es allzu gut. Ihr ganzes Leben verlief im Rhythmus dieser Gratisvorstellungen, nur die Zuschauer wechselten, ein unaufhörlicher Strom von Nomaden, die aus der Ferne kamen und in die Ferne zurückkehrten.
An diesem Morgen blies der Wind, der in der Nacht aufgefrischt war, so stark, dass er die üblichen Morgengeräusche der Stadt übertönte. Eleni hörte nur das Knirschen der Steine unter ihren Füßen und das Hecheln eines streunenden Hundes, der schnüffelnd nach einem Frühstück suchte. Die Beute war mager, und er verzog schmollend das Gesicht. Eleni lächelte und nahm sich vor, ihm aus den Resten des Hotels ein Stück Brot mitzubringen.
Um zehn nach sechs betrat Eleni das Foyer des Dionysos und wurde von einem fröhlichen "Kalimera, Eleni! Ti kanis?" empfangen. Die Begrüßung wurde mit so viel Inbrunst geschmettert, dass ein ahnungsloser Zuschauer hätte glauben können, einem Wiedersehen nach langer Trennung beizuwohnen. Aber die Hotelbesitzerin Maria, eine etwa sechzigjährige lebhafte Frau, empfing alle Bekannten auf diese etwas übertrieben muntere Art. Damit wehrte sie von vornherein jeden Anflug von Verdruss ab, den sie höchstens bei ihren Gästen duldete. Aber auch bei denen tat sie so, als bemerkte sie nichts, nur verstand sie plötzlich viel weniger Englisch als sonst. Missgelaunt unter der brennenden Sonne zu arbeiten war ein Laster, für das sie sich zu alt fühlte. Wie üblich reichte sie Eleni einen Kaffee, ehe sich diese in ihrem pistaziengrünen Kittel an die Arbeit machte.
Eleni kannte jede Bewegung auswendig und führte mechanisch, in unveränderlicher Reihenfolge eine nach der anderen aus. Zwanzig Zimmer, vierzig Betten, achtzig weiße Handtücher; eine wechselnde Zahl zu leerender Aschenbecher.
Sie war Zimmermädchen geworden, wie andere Serviererin oder Verkäuferin. Tochter armer Bauern aus dem Bergdorf Halki, hatte sie die Schule mit fünfzehn verlassen und die erstbeste Stelle in der Stadt angenommen. Zufällig war es die eines Zimmermädchens. Drei Jahre später hatte sie den fünf Jahre älteren Panos geheiratet, der am Stadtrand in der Autowerkstatt seines Vaters arbeitete. Die Hochzeit war ihre Sternstunde gewesen. Alle Mädchen von Naxos beneideten sie um den jungen Mann mit dichtem Haar und dunklem Blick. Sie hatten zwei Kinder, Dimitra und Yannis. Auch nach deren Geburt hatte Eleni weitergearbeitet, denn sie mochte diese Tätigkeit, bei der sie vor sich hin träumen und eine Welt berühren konnte, die fernab pulsierte.
Im Laufe der Jahre hatte sie einen guten Blick für die Gäste entwickelt. An ihrer Kleidung erriet sie mühelos die Nationalität. Sie machte sich einen Spaß daraus, die Zimmer, die sie sauber machte, den im Speisesaal frühstückenden Urlaubern zuzuordnen. Manchmal wettete sie um ein Glas Ouzo oder Weißwein. Sie irrte sich selten.
Als sie mit der 19 fertig war, ging sie zur 17. Die Zimmer mussten im Rhythmus des morgendlichen Aufbruchs aufgeräumt werden. Sie lauerte also darauf, dass sich die Türen öffnet
Biografie (Bertina Henrichs)
Bertina Henrichs, geb. 1966 in Frankfurt am Main, studierte Literatur- und Filmwissenschaft und lebt seit achtzehn Jahren in Paris, wo sie als Filmemacherin arbeitet. Die Autorin erhält bei der CORINE den Rolf-Heyne-Debütpreis 2006.Biografie (Claudia Steinitz)
Claudia Steinitz, geboren 1961, lebt in Berlin und übersetzte aus dem Französischen und Italienischen u. a. Gabriele D'Annunzio, Henri-Frederic Blanc, Gerald Messadie und Jean-Christophe Rufin.Anmerkungen:
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