Re:Jazz: Point Of View
Point Of View
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
Derzeit nicht erhältlich.
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- Label: Infracom, 2004
- Erscheinungstermin: 3.9.2012
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*Feat. Viktoria Tolstoy,Nils Petter Molvaer,Ultra Nate,
Jhelisa Anderson,Lisa Bassenge,Nils Wogram,Tok Tok Tok u.a.
Jhelisa Anderson,Lisa Bassenge,Nils Wogram,Tok Tok Tok u.a.
By Götz Bühler
"Point Of View" ist Ansichtssache und Standpunkt. Wortwörtlich und in diesem ganz speziellen Fall. Die gute Idee, aus elektronischen Clubtracks akustische Jazzsongs zu machen, wird auf diesem zweiten [re: jazz]-Album sogar noch besser umgesetzt. Dreizehn Lieblingslieder, sozusagen "moderne Standards", von Goldie, Soul II Soul, Air oder Jazzanova gewinnen in diesen mindestens anderen und immer neuen Versionen eine erfreulich frische Dimension.
"Wir präsentieren diese Musik aus unserem ganz eigenen [re: jazz] –Blickwinkel", erklärt Matthias Vogt, Keyboarder, Arrangeur, Bandleader und Mastermind des mittlerweile zur eigenständigen Band gewordenen Projekts, den Titel. "Schon im ersten Moment am Klavier kürzt man schlagartig alles elektronische an den Originalversionen weg. Und übrig bleibt der Song."
Das ursprüngliche Konzept, anlässlich der 100. Veröffentlichung von Infracom! einige der Favoriten der vorherigen neunundneunzig als Jazzversionen zu erneuern, hat sich mittlerweile verselbstständigt.
Dem Erfolg von [re: jazz] im Jubiläumsjahr 2002 setzte [re: jazz] (re: mix) im Jahr darauf mit jetzt wieder elektrisierten Mixen der Jazzarrangements, u. a. von Bugge Wesseltoft, Nicola Conte oder Dublex Inc., die Krone auf. Es folgten internationale Playlistungen in der "Jazz Not Jazz"- Diaspora und eine Menge gefeierter Liveauftritte, etwa zwischen Bugge Wesseltofts "New Conception Of Jazz" und Cleveland Watkiss beim Jazzfestival in Wien.
Jetzt macht sich Matthias Vogt, erneut mit den Musikern seines Trios, "seiner" [re: jazz]-Stimme Inga Lühning und illustren Gästen wie Nils Petter Molvaer, Jhelisa Anderson, Lisa Bassenge, Ultra Naté, Nils Wogram und etlichen mehr, zum zweiten Mal daran, elektronische Clubhits in die Welt des akustischen Jazz zu transportieren. Waren auf dem ersten Album ausschließlich neu arrangierte Infracom-Titel zu hören, ist diesmal nur ein einziger Track dabei, der ursprünglich auf dem Label aus Frankfurt am Meer erschien. Dass es sich dabei um "Written In The Stars" von Motorcitysoul, also einem (..) Projekt von Matthias Vogt, handelt, passt gut ins Bild.
"Auf dem neuen Album sind eigentlich nur Stücke, die uns, also Jan, Namé und mich, zu dieser Art von Musik gebracht haben", erzählt Vogt. "Wir haben uns auch gefragt: "Was haben wir eigentlich Ende der 80er so aufgelegt?" Und so kamen wir ziemlich schnell auf diese Tracklist." Gerade die Tatsache, dass es diesmal um persönliche Lieblinge ging, erleichterte die Sache nicht unbedingt. "Beim ersten Album bin ich von vornherein mit gesunder Respektlosigkeit an die Stücke herangegegangen", gesteht Matthias. "Diesmal musste ich mir diesen Ansatz erst im Laufe der Zeit erarbeiten. Aber mit jedem Mal, das ich mich ans Klavier setzte, wurde ich mutiger und die Versionen besser."
Das Ergebnis, der neuerliche "Point Of View" der Band, klingt auch deshalb so unverschämt entspannt, weil Vogt und seine [re: jazz]er genau wissen was sie tun. Sie platzieren sich jenseits unnötiger Stildebatten inmitten moderner Songstrukturen und traditioneller Jazzqualitäten - und machen Musik. Die unterschiedlichen Charaktere, vom norwegischen Startrompeter über die New Yorker Dance-Diva bis zur Berliner Jazzsängerin mit tonnenweise elektronischer Credibility, vereint die Lust an der Sache. Ein hervorragender Standpunkt, der, wie man auf jedem der dreizehn Stücke von "Point Of View" hört, zu idealen musikalischen Resultaten führt. Dass der Zuhörer dabei oft genug an liebgewonnene Ohrwürmer erinnert wird (und manchmal vielleicht denkt: "Warum nicht gleich so?") ist ebenso natürliche Nebensache wie Intention.
"Point Of View" beginnt mit einem echten Hit. "Keep On Movin", der internationale Durchbruch des britischen Kollektivs "Soul II Soul" und ihrer "Club Classics Volume One" von 1989, kommt dabei auch ohne die Trademarkbeats von Jazzie B aus. Die musikalische Reise, sozusagen von Brixton nach Brasilien, beginnt mit Inga Lühnings sanftem Gesang und der entspannten Gitarre von Hanno Busch, den Fernseher auch aus der Band von "Anke Late Night" kennen. Spätestens wenn die Rhythmsection einsetzt, Leader Matthias Vogt am Piano mit seinen Triokollegen Andreas Manns am Bass und Volker Schmidt am Schagzeug, sowie Heiko Himmighofen an der Percussion, ist der Zuhörer voll im [re: jazz]-Element. Hier geht es nicht um ein Hittrittbrett und streng genommen auch über die Coverversion hinaus.
Die geschmackvolle Respektlosigkeit mit der der ausgebildete Kirchenmusiker und leidenschaftliche DJ, Pianist und Produzent Matthias Vogt an seine Arrangements geht, zollt den Originalen den schönsten Tribut.
"1988, als ich anfing auszugehen, war ich 18", erzählt er begeistert. "Und sehr bald darauf habe ich auch angefangen, selbst Platten aufzulegen. Eine der ersten Nummern die mich wirklich mitgerissen haben, war "Keep On Movin". Das war so ein Hit, dass man den wirklich in jedem Club hörte. Von der "Krone" in Darmstadt bis zum "Omen" in Frankfurt."
Durch die [re: jazz]-Version wird der Song auch 2004 wieder universell einsetztbar. Noch etwas fällt gleich beim Opener auf: Es ist völlig egal, ob man den Ausgangspunkt kennt, weil hier nur der Standpunkt zählt. Ein guter Song bleibt ein guter Song, ob man ihn zum ersten oder zum hundertsten mal hört. Das beweist auch "Push Push", ursprünglich von den Dub-Elektronikern Rockers Hifi, jetzt als Souljazz-Groove mit dem Saxophon von Oliver Leicht und dem Gesang der bezaubernden Onejiruu, bekannt von "Sisters‘ Keepers" und dem Turtle Bay Country Club (...). Das zeigen auch "Donaueschingen", einer der Oldschool-Hits der NuJazz-Stars des Trüby Trio, in einer sommerlich sambaesken Interpretation mit Oliver Leicht an Querflöte und Thomas Siffling an der Trompete, und natürlich der heimliche Hit "All I Need" von Air, hier in entspannten Reharmonien zum grandiosen Gesang von Lisa Bassenge." "Quiet Nights" war der größte Hit der ersten [re: jazz]", erzählt Matthias. "Deshalb musste Lisa Bassenge unbedingt wieder dabei sein. Ich habe sie zum ersten Mal bei einem Micatone-Konzert gehört und dachte: "Sie ist zwar die Sängerin dieser Elektronikband, aber sie könnte bestimmt auch gut Jazz singen." Ihre Trio-Sachen kannte ich damals noch garnicht, wusste also nicht, dass sie tatsächlich eher eine Jazzsängerin ist, die auch etwas mit Elektronik anfangen kann, als umgekehrt." Einen besonderen Ehrenplatz nimmt sicherlich "Twisted" ein, weil diese wunderschöne Version, bei der das Matthias Vogt Trio plus Gitarre und Percussion von einer fabelhaften Stringsection umschmeichelt werden, von Ultra Naté, der originalen Interpretin des Songs, gesungen wird.
"Ich bin eigentlich ein Skeptiker", meint Matthias lachend. "Bis die erste CD fertig war, habe ich das Ganze für eine totale Schnapsidee gehalten. Ich hatte irgendwann mal, weil ich wusste das Jan und Namé zu einem Konzert meines Trios kommen, eine Version von "Release Your Mind" von Soulpatrol (einem Hit auf Infracom! Anm. d.Aut.) arrangiert. Nicht wissend, dass die beiden nach einem Konzept für ihren 100. Release suchen. Anschließend kamen sie sofort zu mir und meinten, dass wir ein komplettes Album mit Jazzversionen von elektronischen Infracom-Titeln machen sollten. Aber ich dachte nie, dass die wirklich all diese Gaststars zusammen bekommen und dass alles so passiert, wie es geplant war. Als es dann funktionierte, war ich natürlich umso glücklicher. Als jetzt sogar Ultra Naté unser aller Lieblingslied "Twisted" für [re: jazz] neu eingesungen hat, war das einfach unfassbar."
Nicht minder sensationell ist der Gast, der die zurücklehnende Version von "That Night", einer klassischen Kollaboration von Jazzanova und Vikter Duplaix, singt – Viktoria Tolstoy. Der "London Underground"-Classic "Writing On The Wall" von Pressure Drop wird von einer heimischen Vokalblüte, der hochverehrten (und sagenhaft seelenvollen) Tokunbo Akinro von "tok tok tok" gesungen. "Simply Smooth" von den Stuttgarter Pulver-Protagonisten Dublex Inc., denen übrigens eine der schönsten Bearbeitungen auf [re: jazz](re: mix) gelang, marschiert Dank Oliver Botts Vibraphon und dem großartigen Groove der übrigen Rhythmiker elegant und kraftwerkend á la Se_nor Coconut von Lagos nach Bahia. "Remember Tomorrow", ein internationaler Clubhit der Hannoveraner Beatbastler von Mo’Horizons, gewinnt mit Soli von Oliver Leicht, nebenbei einem Abi-Kollegen von Matthias Vogt, am Saxophon und dem "Root 70"-Posaunisten Nils Wogram, den Matthias bei einer von ihm organisierten Sonntagsjazzsession im Club "Das Rind" in Rüsselheim kennenlernte. Internationalen Besuch bekommt [re: jazz] bei der unterschwellig brodelnden Version von Goldies "Inner City Life". Jhelisa Anderson, aus dem selben amerikanischen Soulclan, dem auch die von James Brown verehrte Vicki und deren Tochter Carleen, einst begnadete Leaderin der "Young Disciples", stammen, schenkt diesem Song ihre wunderschöne Soulstimme. Nils Petter Molvaer, einer der innovativsten Soundmaler aus Norwegen, spielt seine unglaubliche Trompete auf "His Name Is...". "Der Remix von Bugge Wesseltoft hat mich bei diesem Arrangement sehr inspiriert. Diese Weite, dieser enorme Raum hat mich total begeistert", erzählt der selbst erklärte "Norwegen-Fan" Matthias Vogt. Auch dieser Song funktioniert sofort und in all seiner schwebenden Räumlichkeit, egal ob man das dezent kopfnickende Original des Tokyoter-Trios United Future Organisation kennt oder nicht. Fast eins zu eins hat Matthias Vogt sein "Written In The Stars", das im Original auch als zweite Single seines elektronischen Ensembles Motorcitysoul erscheint, in den [re: jazz]-Kontext übersetzt. Der schicksalhafte Schönklang swingt sich treibend in die Tanzbeine, hier wie auch in der elektronischen Vorlage von der vielseitigen Inga Lühning gesungen, die ihre Sopranstimme nicht nur der eigenen Band sondern demnächst auch auf Tour wieder den "Fanta 4" leiht. Zuguterletzt machen sich Matthias und seine Mitstreiter mit Peer Neumann an der Hammondorgel auch noch mit Spaß an der Spielfreude an "Deep Shit" von Kruder & Dorfmeister zu schaffen.
Eins ist sicherlich klar: [re: jazz] ist längst kein Projekt mehr. Und sicher wird es auch Niemand mehr unter "Various Artists" einsortieren wollen. [re: jazz] ist eine Band, die lebt, wächst und gedeiht. Wenn es nach Matthias Vogt geht, demnächst auch immer öfter live. "Am ersten Album waren insgesamt 18 Musiker beteiligt", erzählt Matthias. "Diesmal sind es sogar noch mehr. Aber mit sieben Musikern samt Inga, die live mittlerweile unsere feste Sängerin ist, kann man die Sachen vom Album schon wirklich gut auf die Bühne bringen. Ich glaube, es war ausgerechnet eine englische Zeitschrift, die schon bei der ersten [re: jazz] schrieb, dass "man diese Band unbedingt mal nach England bringen müsste, weil sie live bestimmt richtig gut ist." Das hat mich besonders gefreut." Das beruht ganz auf Gegenseitigkeit. Der [re: jazz]-Standpunkt ist allseits willkommen.
"Point Of View" macht aus einem großartigen Grundgedanken ein noch besseres Album.
"Point Of View" ist Ansichtssache und Standpunkt. Wortwörtlich und in diesem ganz speziellen Fall. Die gute Idee, aus elektronischen Clubtracks akustische Jazzsongs zu machen, wird auf diesem zweiten [re: jazz]-Album sogar noch besser umgesetzt. Dreizehn Lieblingslieder, sozusagen "moderne Standards", von Goldie, Soul II Soul, Air oder Jazzanova gewinnen in diesen mindestens anderen und immer neuen Versionen eine erfreulich frische Dimension.
"Wir präsentieren diese Musik aus unserem ganz eigenen [re: jazz] –Blickwinkel", erklärt Matthias Vogt, Keyboarder, Arrangeur, Bandleader und Mastermind des mittlerweile zur eigenständigen Band gewordenen Projekts, den Titel. "Schon im ersten Moment am Klavier kürzt man schlagartig alles elektronische an den Originalversionen weg. Und übrig bleibt der Song."
Das ursprüngliche Konzept, anlässlich der 100. Veröffentlichung von Infracom! einige der Favoriten der vorherigen neunundneunzig als Jazzversionen zu erneuern, hat sich mittlerweile verselbstständigt.
Dem Erfolg von [re: jazz] im Jubiläumsjahr 2002 setzte [re: jazz] (re: mix) im Jahr darauf mit jetzt wieder elektrisierten Mixen der Jazzarrangements, u. a. von Bugge Wesseltoft, Nicola Conte oder Dublex Inc., die Krone auf. Es folgten internationale Playlistungen in der "Jazz Not Jazz"- Diaspora und eine Menge gefeierter Liveauftritte, etwa zwischen Bugge Wesseltofts "New Conception Of Jazz" und Cleveland Watkiss beim Jazzfestival in Wien.
Jetzt macht sich Matthias Vogt, erneut mit den Musikern seines Trios, "seiner" [re: jazz]-Stimme Inga Lühning und illustren Gästen wie Nils Petter Molvaer, Jhelisa Anderson, Lisa Bassenge, Ultra Naté, Nils Wogram und etlichen mehr, zum zweiten Mal daran, elektronische Clubhits in die Welt des akustischen Jazz zu transportieren. Waren auf dem ersten Album ausschließlich neu arrangierte Infracom-Titel zu hören, ist diesmal nur ein einziger Track dabei, der ursprünglich auf dem Label aus Frankfurt am Meer erschien. Dass es sich dabei um "Written In The Stars" von Motorcitysoul, also einem (..) Projekt von Matthias Vogt, handelt, passt gut ins Bild.
"Auf dem neuen Album sind eigentlich nur Stücke, die uns, also Jan, Namé und mich, zu dieser Art von Musik gebracht haben", erzählt Vogt. "Wir haben uns auch gefragt: "Was haben wir eigentlich Ende der 80er so aufgelegt?" Und so kamen wir ziemlich schnell auf diese Tracklist." Gerade die Tatsache, dass es diesmal um persönliche Lieblinge ging, erleichterte die Sache nicht unbedingt. "Beim ersten Album bin ich von vornherein mit gesunder Respektlosigkeit an die Stücke herangegegangen", gesteht Matthias. "Diesmal musste ich mir diesen Ansatz erst im Laufe der Zeit erarbeiten. Aber mit jedem Mal, das ich mich ans Klavier setzte, wurde ich mutiger und die Versionen besser."
Das Ergebnis, der neuerliche "Point Of View" der Band, klingt auch deshalb so unverschämt entspannt, weil Vogt und seine [re: jazz]er genau wissen was sie tun. Sie platzieren sich jenseits unnötiger Stildebatten inmitten moderner Songstrukturen und traditioneller Jazzqualitäten - und machen Musik. Die unterschiedlichen Charaktere, vom norwegischen Startrompeter über die New Yorker Dance-Diva bis zur Berliner Jazzsängerin mit tonnenweise elektronischer Credibility, vereint die Lust an der Sache. Ein hervorragender Standpunkt, der, wie man auf jedem der dreizehn Stücke von "Point Of View" hört, zu idealen musikalischen Resultaten führt. Dass der Zuhörer dabei oft genug an liebgewonnene Ohrwürmer erinnert wird (und manchmal vielleicht denkt: "Warum nicht gleich so?") ist ebenso natürliche Nebensache wie Intention.
"Point Of View" beginnt mit einem echten Hit. "Keep On Movin", der internationale Durchbruch des britischen Kollektivs "Soul II Soul" und ihrer "Club Classics Volume One" von 1989, kommt dabei auch ohne die Trademarkbeats von Jazzie B aus. Die musikalische Reise, sozusagen von Brixton nach Brasilien, beginnt mit Inga Lühnings sanftem Gesang und der entspannten Gitarre von Hanno Busch, den Fernseher auch aus der Band von "Anke Late Night" kennen. Spätestens wenn die Rhythmsection einsetzt, Leader Matthias Vogt am Piano mit seinen Triokollegen Andreas Manns am Bass und Volker Schmidt am Schagzeug, sowie Heiko Himmighofen an der Percussion, ist der Zuhörer voll im [re: jazz]-Element. Hier geht es nicht um ein Hittrittbrett und streng genommen auch über die Coverversion hinaus.
Die geschmackvolle Respektlosigkeit mit der der ausgebildete Kirchenmusiker und leidenschaftliche DJ, Pianist und Produzent Matthias Vogt an seine Arrangements geht, zollt den Originalen den schönsten Tribut.
"1988, als ich anfing auszugehen, war ich 18", erzählt er begeistert. "Und sehr bald darauf habe ich auch angefangen, selbst Platten aufzulegen. Eine der ersten Nummern die mich wirklich mitgerissen haben, war "Keep On Movin". Das war so ein Hit, dass man den wirklich in jedem Club hörte. Von der "Krone" in Darmstadt bis zum "Omen" in Frankfurt."
Durch die [re: jazz]-Version wird der Song auch 2004 wieder universell einsetztbar. Noch etwas fällt gleich beim Opener auf: Es ist völlig egal, ob man den Ausgangspunkt kennt, weil hier nur der Standpunkt zählt. Ein guter Song bleibt ein guter Song, ob man ihn zum ersten oder zum hundertsten mal hört. Das beweist auch "Push Push", ursprünglich von den Dub-Elektronikern Rockers Hifi, jetzt als Souljazz-Groove mit dem Saxophon von Oliver Leicht und dem Gesang der bezaubernden Onejiruu, bekannt von "Sisters‘ Keepers" und dem Turtle Bay Country Club (...). Das zeigen auch "Donaueschingen", einer der Oldschool-Hits der NuJazz-Stars des Trüby Trio, in einer sommerlich sambaesken Interpretation mit Oliver Leicht an Querflöte und Thomas Siffling an der Trompete, und natürlich der heimliche Hit "All I Need" von Air, hier in entspannten Reharmonien zum grandiosen Gesang von Lisa Bassenge." "Quiet Nights" war der größte Hit der ersten [re: jazz]", erzählt Matthias. "Deshalb musste Lisa Bassenge unbedingt wieder dabei sein. Ich habe sie zum ersten Mal bei einem Micatone-Konzert gehört und dachte: "Sie ist zwar die Sängerin dieser Elektronikband, aber sie könnte bestimmt auch gut Jazz singen." Ihre Trio-Sachen kannte ich damals noch garnicht, wusste also nicht, dass sie tatsächlich eher eine Jazzsängerin ist, die auch etwas mit Elektronik anfangen kann, als umgekehrt." Einen besonderen Ehrenplatz nimmt sicherlich "Twisted" ein, weil diese wunderschöne Version, bei der das Matthias Vogt Trio plus Gitarre und Percussion von einer fabelhaften Stringsection umschmeichelt werden, von Ultra Naté, der originalen Interpretin des Songs, gesungen wird.
"Ich bin eigentlich ein Skeptiker", meint Matthias lachend. "Bis die erste CD fertig war, habe ich das Ganze für eine totale Schnapsidee gehalten. Ich hatte irgendwann mal, weil ich wusste das Jan und Namé zu einem Konzert meines Trios kommen, eine Version von "Release Your Mind" von Soulpatrol (einem Hit auf Infracom! Anm. d.Aut.) arrangiert. Nicht wissend, dass die beiden nach einem Konzept für ihren 100. Release suchen. Anschließend kamen sie sofort zu mir und meinten, dass wir ein komplettes Album mit Jazzversionen von elektronischen Infracom-Titeln machen sollten. Aber ich dachte nie, dass die wirklich all diese Gaststars zusammen bekommen und dass alles so passiert, wie es geplant war. Als es dann funktionierte, war ich natürlich umso glücklicher. Als jetzt sogar Ultra Naté unser aller Lieblingslied "Twisted" für [re: jazz] neu eingesungen hat, war das einfach unfassbar."
Nicht minder sensationell ist der Gast, der die zurücklehnende Version von "That Night", einer klassischen Kollaboration von Jazzanova und Vikter Duplaix, singt – Viktoria Tolstoy. Der "London Underground"-Classic "Writing On The Wall" von Pressure Drop wird von einer heimischen Vokalblüte, der hochverehrten (und sagenhaft seelenvollen) Tokunbo Akinro von "tok tok tok" gesungen. "Simply Smooth" von den Stuttgarter Pulver-Protagonisten Dublex Inc., denen übrigens eine der schönsten Bearbeitungen auf [re: jazz](re: mix) gelang, marschiert Dank Oliver Botts Vibraphon und dem großartigen Groove der übrigen Rhythmiker elegant und kraftwerkend á la Se_nor Coconut von Lagos nach Bahia. "Remember Tomorrow", ein internationaler Clubhit der Hannoveraner Beatbastler von Mo’Horizons, gewinnt mit Soli von Oliver Leicht, nebenbei einem Abi-Kollegen von Matthias Vogt, am Saxophon und dem "Root 70"-Posaunisten Nils Wogram, den Matthias bei einer von ihm organisierten Sonntagsjazzsession im Club "Das Rind" in Rüsselheim kennenlernte. Internationalen Besuch bekommt [re: jazz] bei der unterschwellig brodelnden Version von Goldies "Inner City Life". Jhelisa Anderson, aus dem selben amerikanischen Soulclan, dem auch die von James Brown verehrte Vicki und deren Tochter Carleen, einst begnadete Leaderin der "Young Disciples", stammen, schenkt diesem Song ihre wunderschöne Soulstimme. Nils Petter Molvaer, einer der innovativsten Soundmaler aus Norwegen, spielt seine unglaubliche Trompete auf "His Name Is...". "Der Remix von Bugge Wesseltoft hat mich bei diesem Arrangement sehr inspiriert. Diese Weite, dieser enorme Raum hat mich total begeistert", erzählt der selbst erklärte "Norwegen-Fan" Matthias Vogt. Auch dieser Song funktioniert sofort und in all seiner schwebenden Räumlichkeit, egal ob man das dezent kopfnickende Original des Tokyoter-Trios United Future Organisation kennt oder nicht. Fast eins zu eins hat Matthias Vogt sein "Written In The Stars", das im Original auch als zweite Single seines elektronischen Ensembles Motorcitysoul erscheint, in den [re: jazz]-Kontext übersetzt. Der schicksalhafte Schönklang swingt sich treibend in die Tanzbeine, hier wie auch in der elektronischen Vorlage von der vielseitigen Inga Lühning gesungen, die ihre Sopranstimme nicht nur der eigenen Band sondern demnächst auch auf Tour wieder den "Fanta 4" leiht. Zuguterletzt machen sich Matthias und seine Mitstreiter mit Peer Neumann an der Hammondorgel auch noch mit Spaß an der Spielfreude an "Deep Shit" von Kruder & Dorfmeister zu schaffen.
Eins ist sicherlich klar: [re: jazz] ist längst kein Projekt mehr. Und sicher wird es auch Niemand mehr unter "Various Artists" einsortieren wollen. [re: jazz] ist eine Band, die lebt, wächst und gedeiht. Wenn es nach Matthias Vogt geht, demnächst auch immer öfter live. "Am ersten Album waren insgesamt 18 Musiker beteiligt", erzählt Matthias. "Diesmal sind es sogar noch mehr. Aber mit sieben Musikern samt Inga, die live mittlerweile unsere feste Sängerin ist, kann man die Sachen vom Album schon wirklich gut auf die Bühne bringen. Ich glaube, es war ausgerechnet eine englische Zeitschrift, die schon bei der ersten [re: jazz] schrieb, dass "man diese Band unbedingt mal nach England bringen müsste, weil sie live bestimmt richtig gut ist." Das hat mich besonders gefreut." Das beruht ganz auf Gegenseitigkeit. Der [re: jazz]-Standpunkt ist allseits willkommen.
"Point Of View" macht aus einem großartigen Grundgedanken ein noch besseres Album.
Rezensionen
W. Stiefele in Audio 12/04: "Kaum ist der Pop-Bombast weggeblasen, verwandeln sich "Keep On Movin´" (Soul II Soul), "His Name Is..." (U.F.O.) oder "Inner City Life" (Goldie) in beschwingte, lupenreine Jazzsongs. Re:Jazz, ein Team um Pianist Matthias Vogt, verzichtet weit gehend auf elektronische Instrumente - nicht aber auf einen präsenten, für Pop-Ohren designten Mix. Gäste wie Trom- peter Nils Petter Molvaer sowie die Sängerinnen Lisa Bassenge und Viktoria Tolstoy ergänzen die ausgebuffte Band."- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Keep on movin' (Soul II Soul)
- 2 Push push (Rockers Hifi)
- 3 Donaueschingen (Trüby Trio)
- 4 All I need (Air)
- 5 Twisted (Ultra Naté)
- 6 That night (Jazzanova)
- 7 Writing on the wall (Pressure Drop)
- 8 Simply smooth (Dublex Inc.)
- 9 Remember tomorrow (Mo Horizons)
- 10 Inner city life (Goldie)
- 11 His name is... (U.F.O.)
- 12 Written in the stars (Motorcitysoul)
- 13 Deep shit (Druder & Dorfmeister)