Frederic Chopin: Etüden Nr.13-24
Etüden Nr.13-24
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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- +3 Nouvelles Etudes o. op.;Berceuse op. 57; Barcarolle op. 60; Polonaise Nr. 7
- Künstler: Frederic Chiu, Klavier
- Label: harmonia mundi, DDD, 2001/2003
- Erscheinungstermin: 15.9.2004
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Seiner Zeit weit voraus –
Frederic Chiu über Chopin und seine Revolution des Klavierspiels
Das Goldene Zeitalter des Klaviers, das in die Zeit der Romantik des 19. Jahrhunderts fällt, gründete sich auf ein großes Rätsel: Wie war es dem Pianisten möglich, auf einem Schlaginstrument einen sanglichen Klang hervorzubringen? Wie konnten Hämmer, die auf strammgespannte Saiten aufschlugen, den Eindruck einer geschmeidigen Melodie erzeugen? Frédéric Chopin hat sein ganzes Leben damit zugebracht, diesem Rätsel nachzuspüren, er hat ihm neue Nahrung gegeben, vielleicht war er es sogar, durch den es aufkam. Man fragt sich, ob er sich überhaupt Rechenschaft ablegte über die physikalischen Grundlagen dessen, was er in seinem Werk der Musikwelt vor Augen führte, denn alles wirkt ganz unmittelbar und natürlich. Er war plötzlich da im europäischen Musikleben, nichts hatte auf ihn hingedeutet, und er hatte keine Vorläufer; man hatte den Eindruck, sein Klavierstil war schon nach zwei oder drei Opera zu voller Reife gelangt, denn in den dreißig Jahren und den ungefähr sechzig Werken, die folgten, kam es nur noch zu ganz allmählichen und subtilen Entwicklungen des Ausdrucks und des Formenreichtums. Das Klavier war zu Lebzeiten Chopins technisch noch gar nicht auf dem Entwicklungsstand, der für die Wiedergabe einiger seiner Werke – u. a. der Etüden – erforderlich gewesen wäre. Wie Chopin eine Musik ersinnen konnte, die Eigenschaften der Klaviermechanik voraussetzte, bevor man diese auch nur als Möglichkeit erkannt, geschweige denn sie technisch konkretisiert hatte, ist ein noch größeres Rätsel. Er regte die Klavierbauer dazu an, ihre Kunst in einer bestimmten Richtung voranzutreiben, um die Klangfarbendifferenzierung und die Tonhalteeigenschaften des Instruments zu verbessern.
Rätselhaftigkeit bedeutet indes nicht zwangsläufig Außenseitertum. In der Medizin beispielsweise konnte mangelndes Wissen über die Wirkungsweise von Aspirin den Siegeszug des Medikaments nicht aufhalten, vielmehr wurde es sehr schnell zu einem unentbehrlichen, überall verfügbaren Massenartikel. Ähnlich verhielt es sich mit den wichtigsten pianistischen Neuerungen Chopins, die umgehend selbst die mittelmäßigsten Gelegenheitspianisten in ihre Spieltechnik übernahmen, wenn auch keiner, nicht einmal Liszt, in der Lage war, dem Instrument einen so lebendigen und glitzernden Klang zu entlocken wie er. Das Erscheinen der Etüden Anfang der 1830er Jahre war ein Ereignis von großer Tragweite, das die Art und Weise, wie Musik auf dem Klavier gespielt wurde, ältere wie auch später komponierte, ein für allemal veränderte.
Die beiden Etüden-Zyklen von Chopin waren in hohem Maße inspiriert von den in zwei Bänden erschienenen Präludien und Fugen von J. S. Bach. Nur wenige Jahre trennen die zwölf Etüden des Opus 25 von dem epochemachenden Opus 10, und Chopin verfolgte damit das gleiche hochgesteckte Ziel: organische Stücke zu schaffen, die jeweils eine einzelne technische Besonderheit des Klavierspiels behandeln, wie sie in der Literatur des Instruments bisher unbekannt waren. Der Unterschied zwischen den beiden Zyklen besteht wie in den beiden Teilen von Bachs Wohltemperiertem Klavier im zunehmenden kontrapunktischen, rhythmischen und harmonischen Schwierigkeitsgrad. Die Etüden des Opus 25 gehen von “Aufgabenstellungen” aus, die für das Ohr weniger leicht zu erkennen, darum aber nicht weniger schwierig und pianistisch anspruchsvoll sind. Der musikalische Ausdruck ist leidvoller, auf eine düsterere Weise dramatisch. Der Vortrag stellt umso höhere Ansprüche an den Pianisten, als das Interesse des Hörers mehr dem musikalischen Ausdruck gilt und er sich häufig keine Vorstellung davon macht, welche spieltechnischen Anstrengungen erforderlich sind, um zu diesem Ausdruck zu gelangen.
Der erste Etüden-Zyklus dokumentierte die pianistischen Neuerungen Chopins, die die Konventionen der Zeit über den Haufen warfen. Der spätere Zyklus weist auf die Werke Chopins voraus, die noch kommen sollten, die ganze Entwicklung bis zu seinen letzten Opera: die vollständige Verschmelzung von Technik und Ausdruck und das Verschwimmen der Linien im Zusammenwirken von Melodie, Harmonik und Rhythmik. Aber auch in dem hier insgesamt dichteren Stimmengeflecht wird man durch das Raffinement der Harmoniewechsel ständig daran erinnert, wir überaus fein das Gehör Chopins war. Wie in Opus 10 ist die Reihe der Etüden nach dem Gesichtspunkt subtiler tonartlicher Verwandtschaft geordnet, was darauf schließen lässt, dass Chopin die Aufführung des gesamten Opus 25 in einem Zug als Idealfall vorschwebte. Vielleicht sogar beider Etüden-Zyklen zusammen: das C-Dur-Finale der Etüde Nr. 12 schließt den Kreis und verweist den Hörer zurück auf die C-Dur-Eröffnung des Opus 10. Es ist unwahrscheinlich, dass Chopin je Gelegenheit hatte, auch nur einen der Zyklen als Ganzes im Konzert zu hören, nicht einmal Liszt, den Chopin nicht nur insgeheim bewunderte, dürfte sie so gespielt haben. Chopin war in der Neuartigkeit seines Klavierstils seiner Zeit so weit voraus, dass für Klavier und Pianisten erst Generationen später daran zu denken war, das Wagnis einer Aufführung aller vierundzwanzig Etüden hintereinander einzugehen. Überdies wird die einzigartige Verquickung hohen technischen Anspruchs und reinen, abstrakten musikalischen Ausdrucks in diesen Kompositionen Chopins dafür sorgen, dass auch künftige Generationen noch Mühe haben werden, diesen Traum wahr werden zu lassen.
„Faszinierend transparent, entschlackt von zuviel ‚romantischer‘ Interpretation und dynamisch wie charakterlich brillant“ PIANO NEWS
Das Goldene Zeitalter des Klaviers, das in die Zeit der Romantik des 19. Jahrhunderts fällt, gründete sich auf ein großes Rätsel: Wie war es dem Pianisten möglich, auf einem Schlaginstrument einen sanglichen Klang hervorzubringen? Wie konnten Hämmer, die auf strammgespannte Saiten aufschlugen, den Eindruck einer geschmeidigen Melodie erzeugen? Frédéric Chopin hat sein ganzes Leben damit zugebracht, diesem Rätsel nachzuspüren, er hat ihm neue Nahrung gegeben, vielleicht war er es sogar, durch den es aufkam. Man fragt sich, ob er sich überhaupt Rechenschaft ablegte über die physikalischen Grundlagen dessen, was er in seinem Werk der Musikwelt vor Augen führte, denn alles wirkt ganz unmittelbar und natürlich. Er war plötzlich da im europäischen Musikleben, nichts hatte auf ihn hingedeutet, und er hatte keine Vorläufer; man hatte den Eindruck, sein Klavierstil war schon nach zwei oder drei Opera zu voller Reife gelangt, denn in den dreißig Jahren und den ungefähr sechzig Werken, die folgten, kam es nur noch zu ganz allmählichen und subtilen Entwicklungen des Ausdrucks und des Formenreichtums. Das Klavier war zu Lebzeiten Chopins technisch noch gar nicht auf dem Entwicklungsstand, der für die Wiedergabe einiger seiner Werke – u. a. der Etüden – erforderlich gewesen wäre. Wie Chopin eine Musik ersinnen konnte, die Eigenschaften der Klaviermechanik voraussetzte, bevor man diese auch nur als Möglichkeit erkannt, geschweige denn sie technisch konkretisiert hatte, ist ein noch größeres Rätsel. Er regte die Klavierbauer dazu an, ihre Kunst in einer bestimmten Richtung voranzutreiben, um die Klangfarbendifferenzierung und die Tonhalteeigenschaften des Instruments zu verbessern.
Rätselhaftigkeit bedeutet indes nicht zwangsläufig Außenseitertum. In der Medizin beispielsweise konnte mangelndes Wissen über die Wirkungsweise von Aspirin den Siegeszug des Medikaments nicht aufhalten, vielmehr wurde es sehr schnell zu einem unentbehrlichen, überall verfügbaren Massenartikel. Ähnlich verhielt es sich mit den wichtigsten pianistischen Neuerungen Chopins, die umgehend selbst die mittelmäßigsten Gelegenheitspianisten in ihre Spieltechnik übernahmen, wenn auch keiner, nicht einmal Liszt, in der Lage war, dem Instrument einen so lebendigen und glitzernden Klang zu entlocken wie er. Das Erscheinen der Etüden Anfang der 1830er Jahre war ein Ereignis von großer Tragweite, das die Art und Weise, wie Musik auf dem Klavier gespielt wurde, ältere wie auch später komponierte, ein für allemal veränderte.
Die beiden Etüden-Zyklen von Chopin waren in hohem Maße inspiriert von den in zwei Bänden erschienenen Präludien und Fugen von J. S. Bach. Nur wenige Jahre trennen die zwölf Etüden des Opus 25 von dem epochemachenden Opus 10, und Chopin verfolgte damit das gleiche hochgesteckte Ziel: organische Stücke zu schaffen, die jeweils eine einzelne technische Besonderheit des Klavierspiels behandeln, wie sie in der Literatur des Instruments bisher unbekannt waren. Der Unterschied zwischen den beiden Zyklen besteht wie in den beiden Teilen von Bachs Wohltemperiertem Klavier im zunehmenden kontrapunktischen, rhythmischen und harmonischen Schwierigkeitsgrad. Die Etüden des Opus 25 gehen von “Aufgabenstellungen” aus, die für das Ohr weniger leicht zu erkennen, darum aber nicht weniger schwierig und pianistisch anspruchsvoll sind. Der musikalische Ausdruck ist leidvoller, auf eine düsterere Weise dramatisch. Der Vortrag stellt umso höhere Ansprüche an den Pianisten, als das Interesse des Hörers mehr dem musikalischen Ausdruck gilt und er sich häufig keine Vorstellung davon macht, welche spieltechnischen Anstrengungen erforderlich sind, um zu diesem Ausdruck zu gelangen.
Der erste Etüden-Zyklus dokumentierte die pianistischen Neuerungen Chopins, die die Konventionen der Zeit über den Haufen warfen. Der spätere Zyklus weist auf die Werke Chopins voraus, die noch kommen sollten, die ganze Entwicklung bis zu seinen letzten Opera: die vollständige Verschmelzung von Technik und Ausdruck und das Verschwimmen der Linien im Zusammenwirken von Melodie, Harmonik und Rhythmik. Aber auch in dem hier insgesamt dichteren Stimmengeflecht wird man durch das Raffinement der Harmoniewechsel ständig daran erinnert, wir überaus fein das Gehör Chopins war. Wie in Opus 10 ist die Reihe der Etüden nach dem Gesichtspunkt subtiler tonartlicher Verwandtschaft geordnet, was darauf schließen lässt, dass Chopin die Aufführung des gesamten Opus 25 in einem Zug als Idealfall vorschwebte. Vielleicht sogar beider Etüden-Zyklen zusammen: das C-Dur-Finale der Etüde Nr. 12 schließt den Kreis und verweist den Hörer zurück auf die C-Dur-Eröffnung des Opus 10. Es ist unwahrscheinlich, dass Chopin je Gelegenheit hatte, auch nur einen der Zyklen als Ganzes im Konzert zu hören, nicht einmal Liszt, den Chopin nicht nur insgeheim bewunderte, dürfte sie so gespielt haben. Chopin war in der Neuartigkeit seines Klavierstils seiner Zeit so weit voraus, dass für Klavier und Pianisten erst Generationen später daran zu denken war, das Wagnis einer Aufführung aller vierundzwanzig Etüden hintereinander einzugehen. Überdies wird die einzigartige Verquickung hohen technischen Anspruchs und reinen, abstrakten musikalischen Ausdrucks in diesen Kompositionen Chopins dafür sorgen, dass auch künftige Generationen noch Mühe haben werden, diesen Traum wahr werden zu lassen.
Rezensionen
„Faszinierend transparent, entschlackt von zuviel ‚romantischer‘ Interpretation und dynamisch wie charakterlich brillant“ PIANO NEWS
- Tracklisting
- Details
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
Etüden op. 25 Nr. 1-12
- 1 Nr. 1 Etüde As-Dur
- 2 Nr. 2 Etüde f-moll
- 3 Nr. 3 Etüde F-Dur
- 4 Nr. 4 Etüde a-moll
- 5 Nr. 5 Etüde e-moll
- 6 Nr. 6 Etüde gis-moll
- 7 Nr. 7 Etüde cis-moll
- 8 Nr. 8 Etüde Des-Dur
- 9 Nr. 9 Etüde Ges-Dur
- 10 Nr. 10 Etüde h-moll
- 11 Nr. 11 Etüde a-moll
- 12 Nr. 12 Etüde c-moll
Etüden op. posth. Nr. 1-3 "Trois nouvelles Études"
- 13 Nr. 1 Etüde f-moll
- 14 Nr. 2 Etüde Des-Dur
- 15 Nr. 3 Etüde As-Dur
- 16 Berceuse Des-Dur op. 57
- 17 Barcarolle Fis-Dur op. 60
- 18 Polonaise Nr. 7 As-Dur op. 61 "Polonaise Fantaisie"