Adolar: Die Kälte der neuen Biederkeit (180g)
Die Kälte der neuen Biederkeit (180g)
LP
LP (Long Play)
Die gute alte Vinyl - Langspielplatte.
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- Label: Zeitstrafe, 2013
- Erscheinungstermin: 6.9.2013
Biederkeit.
Keinem weh tun.
Braves, artiges Miteinander!
Menschen, die sich hinter hohen Mauern aus Harmonie verschanzen.
Für das Wohl des Ganzen und die Aufrechterhaltung des Status Quo Ungereimtheiten weglächeln und Kollateralschäden achselzuckend hinnehmen.
Biederkeit.
Adolar haben eine solche, eine obendrein „Neue Biederkeit“ ausgemacht. Nicht erst jetzt mit ihrem dritten, wuchtig-furiosen Album. Schon die ersten beiden Longplayer „Schwörende Seen, Ihr Schicksalsjahre!“ (2010) und „Zu den Takten des Programms“ (2011) waren wahre Manifeste der Unangepasstheit. Besonders auf ihrem zweiten Album strotzten die Leipziger nur so mit pointierten Pöbeleien gegen die Oberflächlichkeit einer programmierten Generation. Allerdings vergaßen Tom, Micha, Jan und Frank damals, dem reichlich angekotzten Kind einen passenden Namen mit auf den Weg zu geben.
Jetzt ist er da, der Slogan. Ach was: das Statement. Anders kann man den Albumtitel „Die Kälte der neuen Biederkeit“ nicht nennen. Und das zu einer Zeit, in der sich deutschsprachige Musik immer mehr in seine altbewährten Worthülsen einlullt und es sich in Belanglosigkeit bequem macht. Was die einen ehrlich und authentisch nennen, ist oftmals nichts anderes als wohlerzogene, aber ratlose Biederkeit. Nicht zufällig meint das englische „Honesty“ in seiner Bedeutung beides: sowohl Ehrlichkeit, als auch Biederkeit. Diese zu enttarnen, ist Adolar mit diesem Album mehr als gelungen. Mehr noch: Platte Nummer drei, der in der nordsachsen-anhaltinischen Provinz aufgewachsenen Musiker, erzählt die Geschichte des frostig-lähmenden Scheiterns desjenigen, der nicht Willens ist, sich den sozialen Codes des Funktionierenmüssens zu unterwerfen.
„Ich wollte irgendwer für euch sein und erfuhr die Kälte der neuen Biederkeit“, gibt Sänger, Bassist und Misanthrop Tom Mischok im Quasi-Titeltrack die textliche Richtung des Albums vor. Nur um einen Track später der Welt „unter Applaus Blumen“ entgegenzuschleudern, auf „dass es euch freut“. Mit anderen Worten: Zeigt her eure Emotionen! Und viel besser als in „Halleluja“ hat es vielleicht nur ein Loriot vermocht, das schreiend Komische gelebter Spießbürgerlichkeit auf den Punkt zu bringen. Hoch anrechnen muss man der Band, dass sie ihren Standpunkt - und das ist von vorn bis hinten nun mal der des unangepassten Außenseiters - auch immer mit dem nötigen Schuss Selbstironie versehen.
Musikalisch hat die Band erneut einen Schritt gemacht. Wirkte schon Album Nummer zwei gegenüber dem wüst-verfrickelten Debüt aufgeräumter, sind Adolar in Sachen Konsequenz diesmal noch einen Schritt weiter gegangen. Großartige und fleißige Live-Band, die sie sind, wissen sie, was in ihrer Konstellation am besten funktioniert. Das sind die filigran-ausgetüftelten Gitarrenlinien von Micha und Jan, mit der Vorliebe für Call-And-Response. Und das ist die von Kraft und dynamischer Präzision geprägte Rhythmusarbeit. Wobei besonders Drummer Frank hoch anzurechnen ist, dass er mit seinem getimeten Spiel den Ideenreichtum seiner Kollegen im Zaum hält und den Songs dadurch an vielen Stellen Platz zur vollen Entfaltung gibt. So knüpfen Songs wie besonders “Halleluja“, aber auch „Blumen“ oder „Raketen“ nahtlos an frühere Post-Punkrock-Hits wie „Tanzenkotzen“ oder „Mariokart vs. Kettcar“ an.
Aber es finden sich auf der Platte eben auch sehr viele neue Komponenten im Adolar-Sound. Denn die „Neue Biederkeit“ wäre nicht halb so kalt, würde die Songs besonders in der zweiten Hälfte nicht eine gewisse Eisigkeit durchwehen. Im Titeltrack, in „Diesig“ und besonders im niederschmetternden Albumfinale „Kanüle“ entdecken Adolar den Wave Pop der unterkühlten 80er, der schon Bands wie Interpol zu schaurig-schönen Meisterwerken verholfen hatte. Songs wie „Salmiak“ entwickeln auch durch solche Einflüsse und den daraus gewonnenen Mut zur Monotonie einen unausweichlichen Sog. Gleichzeitig ist ein Song wie „Inspektor Brötchen“ besonders im abschließenden Teil mehr Punk, als alles was Adolar zuvor gemacht haben.
Aber diese Soundvielfalt - die ja keine neue ist, sondern immer schon Bestandteil der Adolarschen Philosophie war - stellt sich an jeder Stelle in den Dienst des Gesamtkonzepts. Es wird breit aufgefahren und auch an Streichern, Bläsersätzern und Chören nicht gespart, wenn Sänger Tom mit leidenschaftlichen Worten den Eispanzer der Biederkeit aufzubrechen versucht. An anderen Stellen werden sparsam, aber effektiv dunkle Synthesizer-Soundflächen gemalt, wenn die Stimmung kippt. Dass die Songs an den richtigen Stellen in schlicht und ergreifend als wunderschön zu bezeichnenden Wall Of Sounds hinwegdriften, muss man vor allem dem furios arbeitenden Produzentenduo Tim Tautorat und Max Trieder hoch anrechnen. Denen es übrigens erneut gelungen ist, einer ambitionierten und unangepassten Band einen stringenten Sound zu verpassen. Ramon Zarges.
,,Adolar nehmen ihre Lieder sehr ernst und werfen sich mit hörbarer Leidenschaft in ihre Musik." (Rolling Stone, September 2013)
Keinem weh tun.
Braves, artiges Miteinander!
Menschen, die sich hinter hohen Mauern aus Harmonie verschanzen.
Für das Wohl des Ganzen und die Aufrechterhaltung des Status Quo Ungereimtheiten weglächeln und Kollateralschäden achselzuckend hinnehmen.
Biederkeit.
Adolar haben eine solche, eine obendrein „Neue Biederkeit“ ausgemacht. Nicht erst jetzt mit ihrem dritten, wuchtig-furiosen Album. Schon die ersten beiden Longplayer „Schwörende Seen, Ihr Schicksalsjahre!“ (2010) und „Zu den Takten des Programms“ (2011) waren wahre Manifeste der Unangepasstheit. Besonders auf ihrem zweiten Album strotzten die Leipziger nur so mit pointierten Pöbeleien gegen die Oberflächlichkeit einer programmierten Generation. Allerdings vergaßen Tom, Micha, Jan und Frank damals, dem reichlich angekotzten Kind einen passenden Namen mit auf den Weg zu geben.
Jetzt ist er da, der Slogan. Ach was: das Statement. Anders kann man den Albumtitel „Die Kälte der neuen Biederkeit“ nicht nennen. Und das zu einer Zeit, in der sich deutschsprachige Musik immer mehr in seine altbewährten Worthülsen einlullt und es sich in Belanglosigkeit bequem macht. Was die einen ehrlich und authentisch nennen, ist oftmals nichts anderes als wohlerzogene, aber ratlose Biederkeit. Nicht zufällig meint das englische „Honesty“ in seiner Bedeutung beides: sowohl Ehrlichkeit, als auch Biederkeit. Diese zu enttarnen, ist Adolar mit diesem Album mehr als gelungen. Mehr noch: Platte Nummer drei, der in der nordsachsen-anhaltinischen Provinz aufgewachsenen Musiker, erzählt die Geschichte des frostig-lähmenden Scheiterns desjenigen, der nicht Willens ist, sich den sozialen Codes des Funktionierenmüssens zu unterwerfen.
„Ich wollte irgendwer für euch sein und erfuhr die Kälte der neuen Biederkeit“, gibt Sänger, Bassist und Misanthrop Tom Mischok im Quasi-Titeltrack die textliche Richtung des Albums vor. Nur um einen Track später der Welt „unter Applaus Blumen“ entgegenzuschleudern, auf „dass es euch freut“. Mit anderen Worten: Zeigt her eure Emotionen! Und viel besser als in „Halleluja“ hat es vielleicht nur ein Loriot vermocht, das schreiend Komische gelebter Spießbürgerlichkeit auf den Punkt zu bringen. Hoch anrechnen muss man der Band, dass sie ihren Standpunkt - und das ist von vorn bis hinten nun mal der des unangepassten Außenseiters - auch immer mit dem nötigen Schuss Selbstironie versehen.
Musikalisch hat die Band erneut einen Schritt gemacht. Wirkte schon Album Nummer zwei gegenüber dem wüst-verfrickelten Debüt aufgeräumter, sind Adolar in Sachen Konsequenz diesmal noch einen Schritt weiter gegangen. Großartige und fleißige Live-Band, die sie sind, wissen sie, was in ihrer Konstellation am besten funktioniert. Das sind die filigran-ausgetüftelten Gitarrenlinien von Micha und Jan, mit der Vorliebe für Call-And-Response. Und das ist die von Kraft und dynamischer Präzision geprägte Rhythmusarbeit. Wobei besonders Drummer Frank hoch anzurechnen ist, dass er mit seinem getimeten Spiel den Ideenreichtum seiner Kollegen im Zaum hält und den Songs dadurch an vielen Stellen Platz zur vollen Entfaltung gibt. So knüpfen Songs wie besonders “Halleluja“, aber auch „Blumen“ oder „Raketen“ nahtlos an frühere Post-Punkrock-Hits wie „Tanzenkotzen“ oder „Mariokart vs. Kettcar“ an.
Aber es finden sich auf der Platte eben auch sehr viele neue Komponenten im Adolar-Sound. Denn die „Neue Biederkeit“ wäre nicht halb so kalt, würde die Songs besonders in der zweiten Hälfte nicht eine gewisse Eisigkeit durchwehen. Im Titeltrack, in „Diesig“ und besonders im niederschmetternden Albumfinale „Kanüle“ entdecken Adolar den Wave Pop der unterkühlten 80er, der schon Bands wie Interpol zu schaurig-schönen Meisterwerken verholfen hatte. Songs wie „Salmiak“ entwickeln auch durch solche Einflüsse und den daraus gewonnenen Mut zur Monotonie einen unausweichlichen Sog. Gleichzeitig ist ein Song wie „Inspektor Brötchen“ besonders im abschließenden Teil mehr Punk, als alles was Adolar zuvor gemacht haben.
Aber diese Soundvielfalt - die ja keine neue ist, sondern immer schon Bestandteil der Adolarschen Philosophie war - stellt sich an jeder Stelle in den Dienst des Gesamtkonzepts. Es wird breit aufgefahren und auch an Streichern, Bläsersätzern und Chören nicht gespart, wenn Sänger Tom mit leidenschaftlichen Worten den Eispanzer der Biederkeit aufzubrechen versucht. An anderen Stellen werden sparsam, aber effektiv dunkle Synthesizer-Soundflächen gemalt, wenn die Stimmung kippt. Dass die Songs an den richtigen Stellen in schlicht und ergreifend als wunderschön zu bezeichnenden Wall Of Sounds hinwegdriften, muss man vor allem dem furios arbeitenden Produzentenduo Tim Tautorat und Max Trieder hoch anrechnen. Denen es übrigens erneut gelungen ist, einer ambitionierten und unangepassten Band einen stringenten Sound zu verpassen. Ramon Zarges.
Rezensionen
,,Adolar nehmen ihre Lieder sehr ernst und werfen sich mit hörbarer Leidenschaft in ihre Musik." (Rolling Stone, September 2013)
- Tracklisting
LP
- 1 Rauchen
- 2 Raketen
- 3 Neue Biederkeit
- 4 Blumen
- 5 Diesig
- 6 Halleluja
- 7 Nach Schweden ziehen
- 8 Inspektor Brötchen
- 9 Salmiak
- 10 Kanüle