Mieczyslaw Weinberg: Symphonie Nr. 4 auf CD

Die Entdeckung des polnischen Schostakowitsch: Große Sinfonik von Mieczyslaw Weinberg

»Wie konnte dieser Komponist nur solange überhört werden?«, fragte Volker Hagedorn 2013 in der Zeit. Der Anlass: die Aufführungen von zwei Opern in Mannheim und Karlsruhe des Polen Mieczyslaw Weinberg – einem Weggefährten von Dmitri Schostakowitsch. Diese und andere Aufführungen zeigten: Mit Weinberg schlummerte einer der bedeutendsten Meister des 20. Jahrhunderts viel zu lange in den Archiven. Jetzt sorgen mit dem Warsaw Philharmonic Orchestra, dem Dirigenten Jacek Kaspszyk und dem Geigenvirtuosen Ilya Gringolts hochkarätige polnische Künstler für einen weiteren großen Schritt in der Weinberg-Renaissance.

Weinberg, der 1919 geboren wurde und 1996 starb, war Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts. Auf der Flucht vor den Nazis rettete sich der Jude Weinberg 1939 in die Sowjetunion, wo er in Konflikt mit Stalin geriet und erst nach dessen Tod künstlerisch Fuß fassen konnte - als Schöpfer von Opern, Filmmusiken und nicht zuletzt von 22 Sinfonien, für deren erste von 1942 Dmitri Schostakowitsch Pate stand. Wie viele seiner Zeitgenossen geriet auch Weinberg in den Schatten der extremen Avantgarde der Nachkriegszeit: Für seine an traditionelle Formkonzepte der Romantik anknüpfende und in der Tonalität wurzelnden Sprache von reicher Melodik war in der Avantgarde wenig Platz. In seiner vierten Sinfonie, deren letzte Fassung 1961 vollendet wurde, bezieht Weinberg Material aus Themen und Rhythmen der polnischen Volksmusik. Das Violinkonzert g-Moll von 1959 zeigt sich als hoch dramatisches Stück voller motorischer Energie und Expressivität.

Ilya Gringolts, Violine
Warsaw Philharmonic Orchestra
Jacek Kaspszyk