Domenico Scarlatti: Klaviersonaten
Klaviersonaten
2
CDs
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
Derzeit nicht erhältlich.
Lassen Sie sich über unseren eCourier benachrichtigen, falls das Produkt bestellt werden kann.
Lassen Sie sich über unseren eCourier benachrichtigen, falls das Produkt bestellt werden kann.
- K. 1-30
- Künstler: Alain Planes, Klavier
- Label: harmonia mundi, DDD, 2003
- Erscheinungstermin: 17.9.2004
Der Dritte im Bunde
Die 1680er Jahre waren ein äußerst fruchtbares Jahrzehnt für die Musik: 1681 wurde Telemann geboren, 1683 Rameau, doch 1685 wurde mit der Geburt von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Domenico Scarlatti zum Höhepunkt dieses glücklichen Dezenniums. Während Händel seinen Musikerberuf gegen den ausdrücklichen Wunsch seiner Familie durchsetzen musste, entstammten Bach und Scarlatti Musikerfamilien, ihre Berufswahl stand gewissermaßen nicht in Frage: Bach folgte der familiären Kantorentradition, und auch Scarlattis Karriere als Sohn des gefeierten Opernkomponisten Alessandro Scarlatti schien vorgezeichnet. In Rom reüssierte der junge Komponist zwischen 1703 und 1718 mit je einem guten Dutzend Opern und Oratorien. Der Wechsel nach Lissabon im Jahr 1719 und der Umzug an den spanischen Hof neun Jahre später bedeuteten allerdings einen tiefen Einschnitt im künstlerischen Leben Domenico Scarlattis: Opern im eigentlichen Sinn komponierte er weder für die portugiesische Hauptstadt noch für Madrid. Zwar haben sich einige Vokalwerke aus der Zeit nach 1719 erhalten (möglicherweise sind auch viele verlorengegangen), im Mittelpunkt seines Schaffens stand aber seit der Übersiedlung auf die iberische Halbinsel die Klaviermusik.
Obwohl Scarlatti von König João V. als Hofkapellmeister engagiert worden war, betätigte sich der Komponist vor allem als Klavierlehrer der 1711 geborenen Prinzessin Maria Barbara, der er auch an den spanischen Hof folgte, als sie 1729 mit dem spanischen Thronfolger, dem späteren König Ferdinand VI., verheiratet wurde. Seine Klaviermusik macht Scarlattis eigentliches Lebenswerk aus, über 500 dieser in zeitgenössischen Quellen als „Sonaten“ bezeichneten Kompositionen sind aus seiner Feder erhalten. Mit der klassischen Sonatenform haben die Stücke freilich nichts zu tun, hier ist eher an das italienische Verb „sonare“ zu denken, und somit wäre die korrekte deutsch Übersetzung für Scarlattis Sonaten „Klangstück“. Die Stücke der vorliegenden Aufnahme entstammen einer Veröffentlichung aus dem Jahr 1738, in der Scarlatti unter dem Titel Essercizi („Übungen“) dreißig seiner einsätzigen Sonaten zusammenstellte und das Werk mit einem eigenhändigen Vorwort versah. Allein das außerordentliche Format der Veröffentlichung von 40 cm x 32 cm lässt vermuten, dass es sich bei diesem Druck um eine repräsentative Ausgabe handelte, die eher als Sammlerstück konzipiert war, aus der man Noten zum praktischen Gebrauch kopieren konnte. Man kann sich diese Ausgabe kaum auf dem Notenständer eines zeitgenössischen Cembalos vorstellen: Das aufgeklappte Exemplar war mit 80 cm ebenso breit wie die Klaviatur eines großen Cembalos, und es überstieg die Breite eines kleineren Instruments beträchtlich.
Unbestreitbar ist freilich die Bedeutung dieser Veröffentlichung, die immer wieder in Nachdrucken über Europa verbreitet wurde. Wenn auch nicht erwiesen ist, dass der stets auf die Produktion seiner Kollegen neugierige Johann Sebastian Bach diese Publikation zur Kenntnis nahm, steht fest, wie sehr sich Komponisten der nachfolgenden Generationen mit der Klaviermusik Domenico Scarlattis beschäftigt haben: Haydns Klaviersonaten zeigen Vertrautheit mit Scarlattis Schaffen ebenso wie die Klavierwerke des nur fünf Jahre vor Scarlattis Tod geborenen Muzio Clementi.
Nur wenige Komponisten des 18. Jahrhunderts überschreiten die Grenzen der kompositorischen Konventionen mit solcher Freimütigkeit wie Domenico Scarlatti. Er wagte harmonische Wendungen, die noch hundert Jahre nach seinem Tod ernsthaften Komponisten die Schamesröte ins Gesicht treiben würden. Mehr noch als Zeitgenossen wie Telemann, der die polnische Volksmusik in vielen seiner Werke verewigte, nahm Domenico Scarlatti Einflüsse aus der volkstümlichen musikalischen Überlieferung der iberischen Halbinsel in sein Werk auf.
Die Wahl eines Fortepianos für diese Einspielung mag auf den ersten Blick abwegig erscheinen; man darf allerdings Scarlattis Wirkungsstätte auf der iberischen Halbinsel nicht für provinziell halten. Bereits in den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts hatte der Italiener Cristofori in Experimenten eine Hammerflügelmechanik entwickelt, die bahnbrechend den Weg in neue Zeiten vorzeichnete, und es ist bekannt, dass der portugiesische Hof solche Instrumente besaß. Scarlatti hat also neben den fesselnden Rhythmen und Harmonien der dortigen Volksmusik auf der iberischen Halbinsel erstmals auch ein Klavier kennengelernt, das die Ausdrucksmöglichkeiten des Cembalos entsprechend der neuen künstlerischen Anforderungen weit in die Zukunft hinein erweiterte. So eröffnet die Verwendung eines für seine Zeit klanglich eher konservativen Fortepianos von der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert aus der Werkstatt des Wiener Klavierbauers Johann Schanz, dessen Instrumente auch von Joseph Haydn geschätzt wurden, einen guten Eindruck von einer neuen Klanggestalt, in der Domenico Scarlatti seine Essercizi an den Höfen zu Lissabon oder Madrid erklingen lassen konnte.
Die 1680er Jahre waren ein äußerst fruchtbares Jahrzehnt für die Musik: 1681 wurde Telemann geboren, 1683 Rameau, doch 1685 wurde mit der Geburt von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Domenico Scarlatti zum Höhepunkt dieses glücklichen Dezenniums. Während Händel seinen Musikerberuf gegen den ausdrücklichen Wunsch seiner Familie durchsetzen musste, entstammten Bach und Scarlatti Musikerfamilien, ihre Berufswahl stand gewissermaßen nicht in Frage: Bach folgte der familiären Kantorentradition, und auch Scarlattis Karriere als Sohn des gefeierten Opernkomponisten Alessandro Scarlatti schien vorgezeichnet. In Rom reüssierte der junge Komponist zwischen 1703 und 1718 mit je einem guten Dutzend Opern und Oratorien. Der Wechsel nach Lissabon im Jahr 1719 und der Umzug an den spanischen Hof neun Jahre später bedeuteten allerdings einen tiefen Einschnitt im künstlerischen Leben Domenico Scarlattis: Opern im eigentlichen Sinn komponierte er weder für die portugiesische Hauptstadt noch für Madrid. Zwar haben sich einige Vokalwerke aus der Zeit nach 1719 erhalten (möglicherweise sind auch viele verlorengegangen), im Mittelpunkt seines Schaffens stand aber seit der Übersiedlung auf die iberische Halbinsel die Klaviermusik.
Obwohl Scarlatti von König João V. als Hofkapellmeister engagiert worden war, betätigte sich der Komponist vor allem als Klavierlehrer der 1711 geborenen Prinzessin Maria Barbara, der er auch an den spanischen Hof folgte, als sie 1729 mit dem spanischen Thronfolger, dem späteren König Ferdinand VI., verheiratet wurde. Seine Klaviermusik macht Scarlattis eigentliches Lebenswerk aus, über 500 dieser in zeitgenössischen Quellen als „Sonaten“ bezeichneten Kompositionen sind aus seiner Feder erhalten. Mit der klassischen Sonatenform haben die Stücke freilich nichts zu tun, hier ist eher an das italienische Verb „sonare“ zu denken, und somit wäre die korrekte deutsch Übersetzung für Scarlattis Sonaten „Klangstück“. Die Stücke der vorliegenden Aufnahme entstammen einer Veröffentlichung aus dem Jahr 1738, in der Scarlatti unter dem Titel Essercizi („Übungen“) dreißig seiner einsätzigen Sonaten zusammenstellte und das Werk mit einem eigenhändigen Vorwort versah. Allein das außerordentliche Format der Veröffentlichung von 40 cm x 32 cm lässt vermuten, dass es sich bei diesem Druck um eine repräsentative Ausgabe handelte, die eher als Sammlerstück konzipiert war, aus der man Noten zum praktischen Gebrauch kopieren konnte. Man kann sich diese Ausgabe kaum auf dem Notenständer eines zeitgenössischen Cembalos vorstellen: Das aufgeklappte Exemplar war mit 80 cm ebenso breit wie die Klaviatur eines großen Cembalos, und es überstieg die Breite eines kleineren Instruments beträchtlich.
Unbestreitbar ist freilich die Bedeutung dieser Veröffentlichung, die immer wieder in Nachdrucken über Europa verbreitet wurde. Wenn auch nicht erwiesen ist, dass der stets auf die Produktion seiner Kollegen neugierige Johann Sebastian Bach diese Publikation zur Kenntnis nahm, steht fest, wie sehr sich Komponisten der nachfolgenden Generationen mit der Klaviermusik Domenico Scarlattis beschäftigt haben: Haydns Klaviersonaten zeigen Vertrautheit mit Scarlattis Schaffen ebenso wie die Klavierwerke des nur fünf Jahre vor Scarlattis Tod geborenen Muzio Clementi.
Nur wenige Komponisten des 18. Jahrhunderts überschreiten die Grenzen der kompositorischen Konventionen mit solcher Freimütigkeit wie Domenico Scarlatti. Er wagte harmonische Wendungen, die noch hundert Jahre nach seinem Tod ernsthaften Komponisten die Schamesröte ins Gesicht treiben würden. Mehr noch als Zeitgenossen wie Telemann, der die polnische Volksmusik in vielen seiner Werke verewigte, nahm Domenico Scarlatti Einflüsse aus der volkstümlichen musikalischen Überlieferung der iberischen Halbinsel in sein Werk auf.
Die Wahl eines Fortepianos für diese Einspielung mag auf den ersten Blick abwegig erscheinen; man darf allerdings Scarlattis Wirkungsstätte auf der iberischen Halbinsel nicht für provinziell halten. Bereits in den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts hatte der Italiener Cristofori in Experimenten eine Hammerflügelmechanik entwickelt, die bahnbrechend den Weg in neue Zeiten vorzeichnete, und es ist bekannt, dass der portugiesische Hof solche Instrumente besaß. Scarlatti hat also neben den fesselnden Rhythmen und Harmonien der dortigen Volksmusik auf der iberischen Halbinsel erstmals auch ein Klavier kennengelernt, das die Ausdrucksmöglichkeiten des Cembalos entsprechend der neuen künstlerischen Anforderungen weit in die Zukunft hinein erweiterte. So eröffnet die Verwendung eines für seine Zeit klanglich eher konservativen Fortepianos von der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert aus der Werkstatt des Wiener Klavierbauers Johann Schanz, dessen Instrumente auch von Joseph Haydn geschätzt wurden, einen guten Eindruck von einer neuen Klanggestalt, in der Domenico Scarlatti seine Essercizi an den Höfen zu Lissabon oder Madrid erklingen lassen konnte.
Rezensionen
FonoForum 12/04: "Planes stellt den wahnwitzigen Intellektuellen, den Mathematiker, den Jongleur und den Konstrukteur in den Vordergrund. Dessen trockene Geistesblitze klingen so fast moderner und provizierender, als wenn ein großer Konzertflügel sie mit Wohllaut unterfüttert hätte."- Tracklisting
- 1 Track 1
- 2 Track 2
- 3 Track 3
- 4 Track 4
- 5 Track 5
- 6 Track 6
- 7 Track 7
- 8 Track 8
- 9 Track 9
- 10 Track 10
- 11 Track 11
- 12 Track 12
- 13 Track 13
- 14 Track 14
- 15 Track 15