Joseph Haydn: Notturni H2:27 & 32 auf CD

Musik für fürstliche Dilettanten
Nahezu dreißig Jahre lang, von 1761 bis 1790, diente Joseph Haydn den Fürsten Eszterhazy als Hofmusiker. Seine Pflichten waren vielfältig, ihm oblagen sämtliche musikalischen Belange der wohlhabenden und einflussreichen ungarischen Magnatenfamilie, und das bedeutete Komposition und Aufführung der gesamten Hofmusik von der Oper über die Kirchenmusik und Orchesterwerke bis zur Kammermusik zur privaten Unterhaltung seines anspruchsvollen Dienstherren, Fürst Nikolaus Eszterhazy. Der Fürst spielte ein eigenartiges Streichinstrument, das Baryton, eine Gambe mit zusätzlichen Saiten, die neben dem Steg angebracht sind und mit dem Daumen der Griffhand gezupft werden können. Haydn hat fleißig Barytonstücke für die privaten Musikstunden von Fürst Nikolaus komponiert, an die 200 Werke, von denen einige 1768 bei einem Schlossbrand verlorengegangen sind.

Ein anderes ausgestorbenes Instrument der Haydn-Zeit sind die sogenannten lire organizzate, eine Kreuzung von Drehleier und Handorgel, der sich der gütige, aber einfältige König Ferdinand IV. von Neapel verschrieben hatte. Die Beherrschung des Instruments erforderte Geschick, indem mit der Kurbel der Drehleier gleichzeitig ein Magazinbalg gefüllt wurde, dessen Luft für einige Takte beidhändigen Orgelspiels ausreichte, bevor die Kurbel von neuem zu bedienen war. Im Auftrag des neapolitanischen Hofes schrieb Haydn 1786, in einem der fruchtbarsten Jahre seines Komponistenlebens, fünf Konzerte und acht Notturni für zwei lire organizzate.